"Carol" [GB, USA 2015]


Winterliche Wollust, eine sich anschmiegende Weihnacht: ein geeigneter Festtagsfilm. Oder Festtagskinofilm. Oder überhaupt: ein Fest. "Carol" hätte es verdient gehabt, einen Oscar zu gewinnen. Mindestens einen. Nicht für die beste Bildregie. Für die beste Blickregie. All' das, was zwischen einer in die Schranken weisenden, gesellschaftlich unmündigen Liebe steht, reduziert Todd Haynes zu Rhythmen des Abschätzens, des unbeobachteten Begehrens, des Blickes, der befreiende Sinnlichkeit, aber auch unterdrückte Besinnlichkeit zugleich ist, in entfremdeten Schutzbereichen, privaten Höhlen als Abschirmung vor den Höllen da draußen. Eine unendliche Bewegung gedeiht hier, eine in sich geschlossene Fluchtbewegung, die, ihr obliegt der Fluch des Unmöglichen, zum Anfang wiederkehrt – wie die als Leitmotiv sich eignenden Modelleisenbahnen. Die schönsten Bücher, die schönsten Filme, die schönsten Geschichten erschließen Räume zwischen dem Geschriebenen und Gesagten, metaphysische Räume, die im Ausdruck des Erspürens ein vollständiges Arsenal vielfältiger, lebendig werdender Gefühle aufbietet, um diese hautnah zu "erleben". "Carol" zählt zu diesen Geschichten. Seine Spiegelungen, die Spiegelungen von Cate Blanchett und Rooney Mara, deren Wallungen eher nichtige Wellen sind, können auf den ersten Blick nicht nachvollzogen werden. Umso gewichtiger erscheint der zweite Blick: "Carol" ist ein Kompendium vorsichtiger Liebe, bei dem Zeitdiagnose und das Verzahnen von Charakteren eine wirkungsvolle, spirituelle (Erzähl-)Macht in Blickbildern aussendet.
7 | 10

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