Buchtipp: “Mein Weg aus der Depression” von Patrick N. Kraft

Dem großen Ziel Ironman Triathlon ordnet sich alles unter. Training, Familie, Beruf – wehe es läuft nicht alles nach Plan! Kein Trainingsplan der Welt kann vorhersehen, was alles passieren kann. Patrick N. Kraft war 2011 kurz davor sein Leben zu beenden, statt einen Triathlon zu finishen. Wie es dazu kam und was ihn gerettet hat, beschreibt er in seinem Buch.

Patrick N. Kraft

Patrick wollte einen Ironman finishen und beendete stattdessen beinahe sein Leben. Diagnose: Depression. Foto: Sportwelt Verlag

Im Sportwelt Verlag erscheint das Buch am 24. Mai 2012. Ich konnte es vorab bereits lesen. Schonungslos offen schildert Patrick der Triathlet, Familienvater, erfolgreiche Banker und Patient seinen Weg in die Depression und wie er wieder heraus gefunden hat. Wir haben ihn vor dem Erscheinungstermin interviewt. Zunächst ein Auszug:

“Ich fühlte mich wertlos und versank in einer ungeheuren Hoffnungslosigkeit. Diese Gefühle sind kaum in Worte zu fassen, so heftig waren sie. Ich war teilweise derart deprimiert, dass mir wieder Suizid-Gedanken kamen. Aber nicht so vage, wie ich sie schon einmal hatte. … Unter der Dusche überlegte ich, welches unserer Küchenmesser wohl am schärfsten wäre. Später dann, wie man am besten den Kopf auf die Eisenbahnschienen legt, damit es auch wirklich funktioniert.”

Interview mit dem Autor

Patrick, wie geht es dir heute?

Mittlerweile bin ich Depressions-frei und ich fühle mich gesund. Der Alltag ist in mein Leben zurückgekehrt. Ich arbeite normal in meiner alten Position, treibe meinen Sport und genieße das Familienleben. Wenn zwischendurch doch noch einmal etwas aufkommt, arbeite ich mit meiner Therapeuin daran.

Für wen hast du dieses Buch geschrieben?

Eine gute Frage, die mir noch niemand gestellt hat. Ursprunglich habe ich das Buch für mich geschrieben und anfänglich habe ich auch gar nicht an eine Veröffentlichung gedacht. Doch Leute, denen ich davon erzählte habe, haben mich darin bestärkt es doch zu versuchen. Und das habe ich dann gemacht und es hat tatsächlich funktioniert.

War der Triathlon schuld an deiner Depression?

Patrick N. Kraft

Patrick bei seinem Radtrainingslager in Ligurien 2011. Äußerlich o.k. plagen ihn bereits schwere Verlustängste. Foto: privat

Definitiv nein. Die jahrelangen Glücksmomente des Sportes haben mich anfänglich sogar gut davor geschützt. Problematisch wurde er dann, als die Glücksmomente und Glückshormon-Ausschüttungen wegfielen. Nach meinem schweren Radunfall 2010 kamen dann noch Frustration, Enttäuschung und monatelange Schmerzen dazu. Das war ein großer Teil der Ursache meiner Depression. Aus meiner Sicht sind zwei Sachen kritisch: Zum einen, wenn die gesteckten Ziele nicht erreicht werden. Zum Beispiel durch eine schwere Verletzung oder wie bei mir durch einen Unfall. Zum anderen, wenn man sich selber zu sehr unter Druck setzt und es mit dem Training übertreibt. Kann es auf Dauer gesund sein, dreimal vor der Arbeit zu Schwimmen und danach noch zu laufen oder Rad zu fahren? Geist und Körper brauchen auch Regeneration. Da achte ich mittlerweile sehr drauf.

Du beschreibst im ersten Teil des Buches ausführlich dein Training und den Weg zum Halbmarathon, Marathon und schließlich Triathlon. Früh aufstehen für Schwimmtraining, das erste Checkin in die Wechselzone … Viele Athleten werden sich darin wiederfinden und sich nach dem Lesen fragen, ob sie auf ähnliche Probleme zusteuern. Was sagst du denen?

Das heißt ja nicht unbedingt, dass man etwas falsch macht. Doch es kann nicht schaden, seine eigenen Verhaltensweisen zu hinterfragen. Ich werde als Beispiel nie wieder den Familien-Sommerurlaub als Trainingslager missbrauchen. Da hat mir definitiv die mentale und körperliche Erholung gefehlt.

Was schützt dich heute davor, emotional wieder abzurutschen?

Da kommen mehrere Aspekte zusammen. Zum einen habe ich mich und meine Gedankenwelt verstehen gelernt und merke, wenn etwas in mir nicht ganz koscher ist. Das war ein langer und nicht einfacher Weg. Wenn man einmal in einer Depression steckte, fällt es wesentlich leichter diese schon im Anflug zu erkennen. Das bringt die Erfahrung. Dann habe ich ja noch meine Frau und meine Therapeutin, die jeweils ein Auge auf mich haben.

Wird es noch einen Ironman geben in deinem Leben?

Noch einen? Es muss erst einmal der erste in Angriff genommen werden :-)  Im Ernst: das ist im Moment kein Thema, dafür ist die Leidenszeit erst viel zu kurz her. Ich brauche für so ein Projekt absolute Stabilität. Es ist noch gar nicht so lange her, da steckte ich noch mitten in der Depression. In diesem Jahr werde ich nur Sprint- und Kurzdistanzen, auch im Rahmen unserer Landesliga-Mannschaften machen. Aber alles ohne Druck, der Spaß soll wieder im Vordergrund stehen. Auch wenn es für mich noch nicht absehbar ist, ich weiß, dass ich mir diesen Traum irgendwann erfüllen werde. Und außerdem: Eine überwundene Depression ist mindestens mit einem Ironman vergleichbar :-)

Dein Buch erscheint am 24. Mai. Wir wünschen viel Erfolg, Gesundheit und: Komm gesund ins Ziel!

Vielen Dank, es hat Spaß gemacht mit Dir zusprechen!

Das Buch endet übrigens optimistisch:

“Mein schwerer Fahrradunfall ist mittlerweile eineinhalb Jahre her, und die große OP-Narbe erinnert mich fast täglich daran. Dieser Schicksalsschlag war der Anfang allen Übels und meiner Depression. Doch das Ende meines Weges aus der Depression ist zum Greifen nah. Und wer weiß, vielleicht kommt der Zeitpunkt, an dem ich ihn doch noch gehe, meinen Weg zum Ironman!”

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