Brian Jungen im Kunstverein Hannover, bis 16. Juni 2013

Brian Jungen im Kunstverein Hannover, bis 16. Juni 2013

Werke von Brian Jungen werden noch bis Mitte Juni 2013 in Hannover im Kunstverein ausgestellt: Das ist schon eine merkwürdige Mischung, die einem dort geboten wird - oder sage ich besser Verbindung? Was auf den ersten Blick indianisch aussieht, ist es nur bedingt, die verwendeten Gegenstände entstammen der modernen Zivilisation. Zwischen Tradition und Moderne findet der kanadische Künstler indianischer Herkunft eine Verbindung, die ich als einmalig und faszinierend empfinde. Totempfähle, die aus Sporttaschen bestehen, beispielsweise.

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Brian Jungen wurde 1970 in Fort St. John, British Columbia, Kanada, geboren und lebt und arbeitet heute in Vancouver; er ist ein Nachfahr der nordamerikanischen Ureinwohner Dane-Zaa.

"In seiner vielschichtigen künstlerischen Arbeit verwandelt Jungen Gegenstände moderner Lebens- und Konsum- oder Unterhaltungskultur in traditionelle Objekte indianischen Lebens" (Pressetext). So überzieht er wie bei Trommeln Sitzmöbel mit Tierhaut und vernäht sie in alter Handwerkstradition mit geteertem Garn.

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In ähnlicher Art hat Jungen Autowrackteile (Kotflügel) mit Tierhaut bespannt und wie senkrechte Trommeln aufgestellt; davon werden drei in Hannover produzierte Arbeiten gezeigt ("Moon", "Mother Tongue" und "Companion", 2013). Sie sind jeweils auf dem Sockel einer Kühltruhe aufgestellt. Jungen spielt damit auf die heutige Lebensweise der entwurzelten Indianer an: Oft finden sich ungenutzte Autovans in der Nähe der Wohneinheiten indianischer Familien - und eine Kühltruhe hat praktisch jeder Haushalt, weil die Jagd nach wie vor zur Nahrungsbeschaffung genutzt wird, wobei den Ureinwohnern für die Jagd Sonderrechte eingeräumt werden. Das scheint mir ein typisches Beispiel für seine Arbeitsweise, die nur ganz zu verstehen ist, wenn Betrachterin, Betrachter über die Lebensweise - die alte wie die heutige - wenigstens ein bisschen weiß.

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Neben der ständigen ironischen Brechung ist kennzeichnend für Jungens Kunst der Zusammenprall alter und neuer Mythen und Kulte (denn es gibt sie ja immer noch!). Etliche Arbeiten haben einen Bezug zum Sport. "Auf ironische wie hintergründige Weise vermischen Jungens Skulpturen das Vokabular des zeitgenössischen wie traditionellen Kults. Ausgehend von Massenprodukten des globalen Alltags und deren Fragmentierung und Neuzusammenstellung, entwickelt Jungen unzählige Spielarten der Transformation und verdeutlicht, dass Bilder ihre Macht aus Realität, Klischee und Projektion zugleich beziehen. Seine vielschichtigen Arbeiten sind Symbiosen des Unvereinbaren ..." (wiederum aus den Pressetexten zitiert, Hervorhebung von mir).

Manche Anspielungen sind ohne Zusatzinformation (die der Kunstverein aber für jede Besucherin, jeden Besucher auch ohne Extrakosten bereithält) nicht verständlich. Ein Beispiel ist die Wandskulptur aus Handschuhen, die dem Ahornblatt, dem Wappensymbol Kanadas, nachgestaltet ist und mit dem Titel "Wieland" zugleich als Hommage an die kanadische avantgardistische Filmemacherin und Künstlerin Joyce Wieland (1931–1998) gedacht ist.

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Ich empfehle den Besuch der Ausstellung und gebe abschließend einige weitere Eindrücke wieder.

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Die Bilder von oben nach unten: Ausstellungsansicht mir drei der Skulpturen aus Polyester-Golftaschen (Jahreszahlen als Titel: "1970", "1980" und "2010"); von der Serie "My Decoy" (Mein Köder) "Cone Chairs" von 2011 aus Wapitihaut, geteertem Garn, Stahl und Granit; in zwei verschiedenen Ansichten "Companion" (2013) aus Stahl, Hirschhaut, VW-Kotflügel und Gefriertruhe - jeweils eigene Fotos (C) Dr. Helge Mücke, Hannover. Danach »Wieland«, 2006, Lederhandschuhe, 64 × 64 cm, Sender Collection (Fotograf nicht genannt; Pressefoto, nicht frei verfügbar). Es folgen einige weitere Eindrücke - eigene Fotos (C) Dr. Helge Mücke, Hannover -, abschließend die Skulptur "Skull" (2006-2009) aus Basebällen, Softbällen. Text: Dr. Helge Mücke, Hannover, mit den gekennzeichneten Zitaten aus Pressetexten.


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