Brad Warner-Bullshit: Wiedergeburt

果報を求めたり間違うた理屈を言うている者は皆外道である。ヤレ死んでも 未来はないとか、ヤレあるとか、卑しくも独断の混じった学理を唱える者はみな外道である
"Wer nach Belohnung sucht oder von irregeleiteten Theorien spricht, ist ein gedo (Nicht-Buddhist). Besteht er darauf, auch nur auf geringste Weise theoretische Lehren mit persönlichem Dogmatismus zu vermischen, zum Beispiel mit der Behauptung, dass es nach dem Tod zukünftiges Leben gäbe oder nicht gäbe (!), ist er ein Nicht-Buddhist." 
Das ist von Kôdô Sawaki und stammt aus seinen Kommentaren zum Shôdôka. Ich habe die Stelle im Buch anders übersetzt, hier ist sie etwas wörtlicher, wie sie mir Okumura Shohaku freundlicherweise vorlegte. In meiner englischen Vorlage war die Stelle "oder nicht" in Klammern, und ich wollte sicher gehen, dass sie von Sawaki stammt. Interessanterweise hat Okumura nämlich diese Ansicht übernommen, es gäbe hinsichtlich eines Lebens nach dem Tode weder eine bejahende noch verneinende Antwort. Und nun fand ich diese Ansicht auch bei Brad Warner. Also gehen wir's an, und schauen wir, warum Brad falsch liegt, wenn er behauptet, sowohl der Buddha als auch Dôgen hätten nicht an Wiedergeburt geglaubt.
Die Ansicht, dass der Buddha das Thema "Leben nach dem Tod" mit Schweigen beantwortete oder für unpassend hielt, wird immer wieder in Foren oder Blogs vertreten. Tatsächlich ist der Palikanon hier - wie so oft - widersprüchlich, in der Gesamtheit der Aussagen muss man diese Ansicht m. E. jedoch verwerfen. Zwar meint der Buddha, die Wirkungen des Karma genau auszutüfteln würde einen verrückt machen (ummada, A. II, 80, alle folgenden Referenzen beziehen sich auf die Ausgabe der Pali Text Society, mein Dank geht an Bhante Dhammika). Andererseits bestätigt er, dass Erwachte kurz vor ihrem Erwachen Kenntnis ihrer früherer Leben erlangen könnten (pubbe nivasanussati, D.I,81). Buddha erklärt auch, dass gandhabba, der Zustand eines Bewusstseins zwischen Leben und Tod, die Voraussetzung für die Empfängnis sei (M.I,265). Dies geschähe für die meisten Menschen unbewusst (asampajana), für einige spirituell Hochentwickelte bewusst (D.III,103). Jedenfalls trenne sich das Bewusstsein beim Tod vom Körper (acetana, M.I,296), bis es ins befruchtete Ei eindringe (D.III,103; S.V,370), wo es einen Ruheort (patiññthà) fände (D.II,63).
Es gibt nach dem Buddha einen Zustand, "wo man gestorben (den Körper abgelegt hat), aber noch nicht wiedergeboren ist" (S.IV,400), außer für den, der Nirwana erlangt hat (S.IV,73): Für einen Erwachten existiert demnach "kein hier, kein dort, kein dazwischen". Mit anderen Worten, für den Erwachten gibt es auch kein Leben nach dem Tod, und wer erwacht ist, kann ganz im Sinne Buddhas die Frage nach einem Leben nach dem Tode verneinen. Genauer könnte er sagen, dass es für den Erwachten keines gäbe, sondern nur für den Unerwachten, und für diesen wie oben die Zwischenstadien beschreiben und die Möglichkeit, selbst im "Zwischenzustand" noch Erleuchtung erlangen zu können (antaraparinibbayi, S.V,69). 
Um das Problem zu umgehen, dass bei einer Lehre des Nicht-Selbst nichts wiedergeboren werden kann, wurde häufig das Billardspiel als Analogie herangezogen. Eine Kugel stößt an eine weitere, und während die erste zum Liegen kommt, setzt sich ihre Energie in der zweiten fort. Es muss dabei jedoch eingeräumt werden, dass dies in etwa den Vorstellungen entspricht, die sich selbst völlig Ungläubige noch vom "Weiterleben" eines Menschen im Diesseits machen, indem sie nämlich feststellen, dass die Gedanken und Werke einer Person über seinen Tod hinaus Wirkungen entfalten können. Im Grunde taugt eine solche vereinfachte Vorstellung jedenfalls nicht mehr dazu, irgendwelche Folgen schlechten Handelns "selbst" bei einer Wiedergeburt (punabbhava, D.II,15) erleben zu müssen. Das gerade kann ja nach der Nicht-Selbst-Lehre nicht sein. Was also da "von Schoß zu Schoß" (Sn.278) geht, aber besser nicht mehr weiterwirken sollte, ist einer recht schizophrenen Sicht aufs Leben geschuldet. Zum einen soll das Menschenleben nämlich ein großes Glück sein, da es die Möglichkeit bietet, Buddhas Lehre kennen zu lernen und zu erwachen, zum anderen ist dieses Leben offenbar so scheiße, dass man alles dransetzen soll, kein neues auszulösen oder irgendwie daran beteiligt zu sein. (Das Bodhisattva-Ideal, nach dem man sein Nirwana hintanstellen soll, bis alle Menschen "gerettet" sind, lasse ich hier mal außen vor, weil es die Dinge noch mehr kompliziert - wenn jemand dies wörtlich nähme, könnte er ja gar nicht anders, als an irgendeine zumindest billardmäßige Wiedergeburt zu glauben). Im siebten Buch des Khuddaka Nikaya, dem Petavatthu, geht diese Sache noch weiter: Unmoralisches Treiben lässt Menschen als Geister wiederkehren. Es ist kein Wunder, dass auch Dôgen darauf hereinfiel, und dass sich sogar Kôdô Sawaki einer Unentschiedenheit zur Frage des Lebens nach dem Tode anschloss ...Der dritte Abschnitt karmischer Vergeltung ist der nach zwei aufeinander folgenden Leben. Er mag drei, vier oder sogar hunderttausend Jahre auftauchen, nachdem das Karma eingeleitet wurde. Bodhisattvas empfangen Vergeltung [für ihre Übung] in ihrem dritten Leben. (...)Der Ehrwürdige Shishibodai und der Patriarch Eka waren ohne Zweifel die Opfer von Morden durch die Hände böser Menschen. Weil sie aber weder in ihrem endgültigen Körper waren noch davon abgehalten wurden, die Periode des Chû-in zu betreten [durch eine der fünf falschen Handlungen], gibt es keinen Grund anzunehmen, dass sie in ihrem nächsten Leben keine karmische Vergeltung empfingen. (...)  Chôsa fuhr mit den folgenden Versen fort:
„In Wirklichkeit existiert keine zeitbedingte Existenz,es existiert keine zeitbedingte Nicht-Existenz,Erleuchtung und karmische Vergeltung haben nur eine wahre Natur.“
Chôsa war einer von Nansen Fugans[1]langjährigen und herausragenden Schülern. Obwohl sein Verständnis vieler Aspekte des Dharma fraglos fehlerfrei war, zeigte seine Erklärung Kogetsu gegenüber, dass er den Sinn bösen Karmas nicht verstanden hatte.

Das sind Ausschnitte aus Dôgens Shôbôgenzô-Kapitel "Sanjigô" (Karmische Vergeltung in drei Zeitabschnitten). Sie deuten an, worin das Widerstreben vieler Sôtô-Anhänger gegen klare Aussagen zum Nachtodlichen seine Ursache haben könnte. Es wäre besser, man würde Dôgens mangelndes Verständnis in diesem Kapitel hinterfragen. Oder seiner Wiedergeburt, wo auch immer sie sei, erklären, inwiefern Chôsa den Geist des alten Chan begriff, der Dôgen hier offenbar entschlüpfte ;-)

                             



   [1]Nan-ch’uan P’u-yuan (748–835).

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