Bielefeld & Hartlieb: Auf der Strecke. Ein Fall für Berlin und Wien.

 

Wolfgang Krisai: Beim Westbahnhof, Wien. Kohleskizze, 2007.

Wolfgang Krisai: Beim Westbahnhof, Wien. Kohleskizze, 2007.

Steglitzmind stellte auf ihrem Blog die Wiener Buchhandlung Hartlieb vor, die wir, meine Frau, einer meiner Söhne und ich, daraufhin sofort besuchten. Die Buchhändlerin Petra Hartlieb betätigt sich gemeinsam mit ihrem Berliner Co-Autor Claus-Ulrich Bielefeld auch als Krimi-Autorin. Wir kauften u. a. den ersten ihrer Krimis.

Auch wenn ich am Schluss bei dem immer rasanteren „Showdown“ nicht mehr ganz mitgekommen bin, was ja, da ich nicht die Kommissarin bin, auch egal ist, so war das doch eine lohnende und interessante Lektüre. Und eine unterhaltsame. Auch ein bisschen spannende (nicht jeder Krimi kann mörderisch spannend sein).

Was ist nun das Interessante dran?

Die literarischen Bezüge: Da sich die Handlung um den Schriftsteller Xaver Pucher dreht, der ein epochemachendes Werk veröffentlichen will und mit seinem vorherigen Roman einen Bestseller gelandet hat, und die beste Freundin der Kommissarin Buchhändlerin ist (ein Selbstportrait Hartliebs?), biete der Krimi viele nette Einblicke in den Literaturbetrieb.

Der Wien-Bezug: Für jemanden wie mich, der im Umland Wiens wohnt, ist ein Wien-Krimi natürlich eine schöne Sache, da man sich unter den „Locations“ meist etwas vorstellen kann. Hartlieb vermeidet erfreulicher Weise allzu morbide wienerische Örtlichkeiten, wie sie sonst gern als „typisch Wien“ verwendet werden. So wird etwa der Zentralfriedhof zwar kurz Schauplatz, dann aber Gegenstand einer eher touristischen Durchforstung (incl. jüdischem Teil). Anna Haberl, die resche Wiener Kommissarin, zeigt nämlich ihrem Berliner Pendant Thomas Bernhardt (das nun ist wieder eine etwas zu übertriebene Reverenz vor dem Literaturbetrieb) den Friedhof anlässlich des Begräbnisses des Mordopfers.

Der Berlin-Bezug: Berlin sollte man ja gesehen haben. Mir, dem diese touristische Pflicht noch bevorsteht, macht der Roman Lust darauf.

Die Liebesgeschichten: Eine Wiener Kommissarin, die im Privatleben so resch gar nicht ist, wie sie sich den Berlinern gegenüber am Telefon geben zu müssen glaubt, und ein fescher Berliner Kommissar: Da muss sich doch etwas entwickeln. Und tatsächlich, am Ende… Aber psst! Damit es seine Berliner Beziehungsaspirantin nicht erfährt.

Die Eisenbahn: Der Mord spielt sich in einem Zug von Wien nach Berlin ab. Ich war zunächst überrascht, dass der Zug vom Westbahnhof abfahren soll. Aber tatsächlich, der Euro-Night von Wien nach Berlin fährt um Viertel elf vom Westbahnhof ab. Derzeit jedenfalls. Vor ein paar Jahren war es wohl nicht anders. Ich als Eisenbahnfan liebe es natürlich, wenn dieses Verkehrsmittel in einem Roman eine Rolle spielt. Wenn auch hier in unerfreulichem, da tödlichem Zusammenhang.

Das Kriminelle und die Ermittlungen: logisch, bei einem Krimi.

Genug Gründe also, diesen Roman zu mögen.

Stilistisch stellt er auch kein Problem dar, wenn man Freude am Berlinerischen hat. Das Wienerische ist im Vergleich dazu etwas sparsamer verwendet, was vielleicht mit der angepeilten gesamtdeutschen Leserschaft zu tun hat, die sich wohl mit dem Berliner Dialekt – seit Gerhart Hauptmann ja Grundwissen für Literaturbegeisterte – leichter tut als mit dem Wienerischen.

Claus-Ulrich Bielefeld, Petra Hartlieb: Auf der Strecke. Ein Fall für Berlin und Wien. Diogenes, Zürich, 2011. 358 Seiten.



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