Ausflug in ein modernes Land

centre Diese Zeilen schreibe ich mal wieder in Nairobi, wo ich Zwischenstation auf dem Weg ans Ende der Welt mache. Sechs Tage lang habe ich Fotos in unserem Studienhaus hier gemacht. Dabei hatte ich die Gelegenheit, P.Isaiah zu seiner Vorlesung im Fach Moraltheologie zu begleiten. Er sagt mir nachher, “Es ist die Pflicht der Studenten, den Professor zu kritisieren.” In Tansania würde man eher hören, “Es ist die Pflicht der Studenten, alles auswendig zu lernen, was der Professor sagt.” Auch sonst gibt es in Nairobi viele moderne Dinge, die man in Tansania vergeblich sucht: Die Catholic University of Eastern Africa ist eine eindrucksvolle Institution mit einer hypermodernen Bibliothek. Für die Buchrückgabe ist ein Automat zuständig, der so ähnlich funktioniert wie moderne Automaten zur Rücknahme von Pfandflaschen in Deutschland. Das Konferenzzentrum der Uni (oberes Foto) ist ebenso modern, es hat sogar einen Preis für Umweltfreundlichkeit gewonnen, weil die frische Kühle im Raum ganz ohne Klimaanlage erzeugt wird. In unserem Studienhaus gibt es eine funktionierende Trennung von Trink- und Brauchwasser, auf den Straßen sieht man (allerdings wenige) Radfahrer mit Fahrradhelm, und die Straße, auf der ich inzwischen in unsere Pfarrei St.Benedict weitergefahren bin, hat 12 Spuren – 6 für jede Fahrtrichtung.
Die Pfarrei liegt direkt an dieser Autobahn, und am Freitag gehe ich in Begleitung einiger Mitarbeiter der Pfarrei auf die andere Seite der Autobahn, wo Mathare Valley liegt, der größte Slum Nairobis. Wir besuchen die Klinik der German Doctors, wo sechs deutsche Ärzte im Monat 6300 Patienten behandeln. Der Patient zahlt für die Behandlung 200 Shilling (2 Euro) und bekommt dafür alles, was er braucht, einschließlich der Medikamente. Wenn er stationär behandelt werden muss, dann bringen die German Doctors ihn zum Kenyatta Hospital und bezahlen ihm die Aufnahmegebühr dort von 660 Schilling. Chronisch Kranke, z.B. Diabetiker, erhalten für 300 Schilling im Monat die notwendigen Medikamente, HIV-Positive werden sogar kostenlos behandelt. Der Schock kommt, als das Wort “malnutrition” fällt, Unterernährung. Ich frage nach, ob Unterernährung nur vorkommt, wenn die Eltern ihre Kinder vernachlässigen. Katechist Anton antwortet, dass es Eltern gibt, die sich um ihre Kinder kümmern, aber einfach zu arm sind, um sie zu ernähren. “Ich könnte dich zu Familien führen, da würdest du weinen.” Und das nur einen kurzen Fußweg von der 12-spurigen Stadtautobahn entfernt !
lasten Die Atmosphäre ist sehr entspannt: Ein Mann mit einem Handkarren kommt vorbei, er möchte gerne fotografiert werden. Ich tue ihm – natürlich sehr gerne – den Gefallen und zeige ihm dann das Foto auf dem Display mit den Worten: “Ein Foto von einem kräftigen Mann.” Daraufhin posiert er für weitere Fotos als Mann, der seine letzte Kraft einsetzt, und hat offensichtlich eine Riesenspaß dabei (siehe Foto).
Doch die Leute können auch anders: An einer Querstraße sagen Katechist Anton und Br.Dominik mir: Hier stand das Schild, “No Raila, no peace.” Das war nach den Präsidentschaftswahlen 2007. Raila Odinga hatte die Wahl verloren, höchstwahrscheinlich durch Wahlbetrug. Damit begann eine Welle der Gewalt zwischen Raila Odingas Volk, den Luo, und dem Volk des Wahlsiegers, den Kikuyu. Das Schild markierte den Eingang zum Wohnviertel der Luos. Wer trotz der Warnung weiterging und zum Volk der Kikuyu gehörte oder nur so aussah, wurde umgebracht. Die Wunden von damals sind noch lange nicht verheilt. Der heutige Präsident ist vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagt, damals für die Kikuyu-Seite die Gewalt organisiert zu haben. Gestern hieß es auf Seite 1 der Tageszeitung, dass er seine Umfragewerte verbessert hat, indem er wirklich zu einem Gerichtstermin in Den Haag erschienen ist.



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