Aus Freude am Fotografieren

Gelegentlich werden meine Erfahrungsberichte zu meiner fotografischen Ausrüstung mit Kommentaren beantwortet und oft lese und höre ich, dass man mit diesem Objektiv und jener Kamera ja doch weit mehr herausholen könne als mit den von mir beschriebenen Apparaten und Optiken. Ich machen keinen Hehl daraus, dass ich weiß, dass APS-C, Kleinbild oder Mittelformat unter gewissen Umständen einen Qualitätsvorsprung gegenüber MFT erzielt. Aber das Ziel meiner Fotografiererei ist nicht möglichst viel Detailschärfe, möglichst wenig Rauschen oder möglichst geringe Schärfentiefe. Vielmehr geht es mir um die Freude am Fotografieren und ich hoffe gelegentlich auch einmal ein gutes Bild zu erzielen.

Schärfe, Rauschen und Schärfentiefe sind drei Aspekte der Fotografie, aber sie alleine ergeben keine guten Fotos. Gute Bilder leben vielmehr von interessanten Szenen, gutem Licht, interessanten Perspektiven, ausgewogener Komposition und oft trägt auch eine gekonnte Ausarbeitung mehr zu einem atemberaubenden Ergebnis bei, als Detailschärfe, Rauscharmut oder Freistellung.

Ehrlich gesagt dürfte ich für bemerkenswerte Aufnahmen auch nicht so bequem sein, müsste mein Leben mehr nach der Fotografie ausrichten. Leider bin ich zu faul um mich um vier Uhr früh aus den Federn zu schälen um noch vor Sonnenaufgang in der Wildnis zu stehen und den goldenen Moment abzuwarten. Wäre ich das, könnten mir 40MP und mehr inklusive State-of-the-Art-Objektive sicher etwas bringen, zumindest wenn ich Interesse daran hätte Poster im Format von A2 und größer zu drucken.

Ich weiß auch, dass ich viel bessere Aufnahmen von Tieren erzielen könnte, wenn ich die Geduld hätte auf einem Baum oder in einem Versteck Stunden lang anzusitzen und zu hoffen, dass sich Wild vor meine Linse verirrt. Natürlich würde ich dann Wert darauf legen im entscheidenden Moment über ein AF-System zu verfügen, das das Tier möglichst treffsicher aufs Korn nimmt und weshalb sollte ich dann auf einen Sensor verzichten der mit möglichst wenig Rauschen überzeugen kann. Zur Perfektion würde dann auch ein hochwertiges Tele gehören, auch wenn die Teile ein kleines Vermögen kosten.

Wäre ich mehr als Gelegenheits-Studiofotograf hätte ich wohl nie einen Grund gesehen meine Nikon-Vollformat-Ausrüstung zu verkaufen und auf MFT umzusatteln. Nikons Kameras und Objektive erzielen hervorragende Qualität, die Kameras liegen gut in der Hand und ihr üppiges Volumen bietet ausreichend Platz für alle Bedienelemente. Bei den kleinen MFT-Bodys fällt das alles etwas fuzzeliger aus – ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand professionelle Studioarbeit damit betreiben möchte.

Manchmal sehne ich mich auch nach meinen Nikons zurück, nämlich wenn ich versuche endlich wieder einmal einen Vogel im Flug so cool einzufangen wie ich das von ihnen gewohnt war. Ich sehe zwar immer wieder tolle Vogelflugaufnahmen die Andere mit MFT gemacht haben, aber selbst gelingen mir solche Bilder nur mehr selten. Mittlerweile ist mir bewusst geworden, dass das nicht nur an den noch immer vorhandenen Schwächen der AF-Systeme spiegelloser Kameras liegt, sondern dass die Verzögerung elektronischer Sucher gegenüber optischen Suchern ihren Teil dazu beitragen.

Wollte ich als Landschaftsfotograf perfekte Aufnahmen erzielen, hätte die Bereitschaft meine Tagesplanung nach den optimalen fotografischen Bedingungen auszurichten, und würde ich damit Poster deutlich über A3 drucken wollen, würde ich eine Vollformatkamera nutzen. Hätte ich die Geduld still im Wald zu sitzen und auf Tiere zu warten, hätte ich eine Vollformat-DSLR mit entsprechend hochwertigen Teles. Wäre ich Studiofotograf hätte ich eine Vollformatkamera. Wäre ich Sportfotograf oder wären fliegende Vögel von zentralem Interesse für mich hätte ich eine DSLR.

Doch all das trifft nicht auf mich zu. Ich richte mein Leben nicht nach der Fotografie aus. Fotografie ist etwas das mein Leben begleitet. Ich gehe nicht auf einen Berg um zu fotografieren. Ich gehe ins Gebirge um in der Natur zu sein. Fotografie hilft mir dabei intensiver mit meiner Umgebung in Kontakt zu kommen und es bereitet mir einfach Freude festzuhalten was mir begegnet.

Bei allen Vorteilen die größere Systeme haben: Wenn es um den optimalen Kompromiss zwischen Abbildungsqualität und Volumen/Gewicht der Ausrüstung geht ist MFT der unschlagbare goldenen Mittelweg.

Eine Pen-F oder eine vergleichbar kompakte MFT-Kamera samt Festbrennweite belastet als Begleiter nicht mehr als jede Kompakte,  erzielt aber deutlich bessere Resultate. Selbst die immer wieder hochgelobte Sony RX100 konnte absolut nicht mit den Ergebnissen meiner Olympus OM-D E-M5 mithalten.

Doch MFT punktet für mich nicht nur als alltäglicher Begleiter. Auch bei reinen Fotoausflügen ist die Handlichkeit des Systems eine echte Wohltag. Eine E-M1 mit 12–40mm drückt einfach deutlich weniger auf die Schultern als eine Vollformat mit 24–70mm – auch Stundenlange Walks gehen weitgehend ermüdungsfrei. Nicht selten, dass mich zwei oder drei Kameras begleiten. Wo andere an ihrer Kamera das Objektiv wechseln, greife ich einfach nur zur anderen Kamera – und trage trotzdem weniger Kilo.

Noch viel mehr als alle rationalen Gründe zählt für mich aber, dass mir das Fotografieren mit MFT einfach mehr Spaß macht, als mit jeder anderen Kamera davor. Diese Freude am Fotografieren ist ein irrationales Gefühl, aber es ist vorhanden. Es ist eine Erfahrung die ich niemals bewusst gewählt habe sondern die mir einfach passiert ist.

Ich kaufte vor Jahren eine Olympus OM-D E-M5 als Zweitkamera – missmutig, weil ich eigentlich keine Olympus mehr wollte, doch bei der einzigen Alternative für ein kompaktes Zweitsystem – der Sony NEX – war das Objektivangebot damals noch zu gering und die Linsen waren doch deutlich größer. Über mehrere Wochen hinweg hatte ich die OM-D kaum in Händen und fotografierte meist mit meinen Nikons. Erst nach und nach bemerkte ich, dass mir das Fotografieren mit ihr, wenn ich sie schon einmal einsetzte, besonderen Spaß machte. Gleichzeitig viel mir auf, dass die Aufnahmen in keinster Weise schlechter wirkten als beispielsweise mit einer D7200 oder D610 – jedenfalls so lange man nicht begann an Bildschirmen einzuzoomen und Pixel zu zählen. Ich entdeckte, dass ihre Qualität für meine Art zu fotografieren und Fotos wiederzugeben absolut ausreichend war.

Es war keine bewusste Entscheidung für MFT sondern das System nahm mich mit der Zeit mehr und mehr für sich ein. Es ist nun etwa drei Jahre her da ich den Switch von Vollformat zu MFT machte und ich habe es nie bereut. Das heißt aber nicht, dass ich jemals versuchen würde irgendjemandem MFT aufzudrängen. Das richtige System hängt von der Art des Fotografierens, von den Ansprüchen an die Wiedergabe und von der Persönlichkeit und den Vorlieben des Fotografen ab. Da muss jeder seine eigenen Prioritäten setzen und seine eigene Entscheidung treffen.

Berufsfotografen müssen natürlich ein System wählen, das die Ansprüche ihrer Auftraggeber an Detailschärfe und Auflösung erfüllt. Leute die einfach nur Künstler sind und Hobby-Fotografen müssen diesbezüglich weniger Kompromisse eingehen. Sie können ihre Entscheidung für ein System rein nach ihren Vorlieben treffen und sich für das entscheiden was ihnen Spaß macht.

Wenn sie zur Freude an der Fotografie die maximal erreichbare Schärfeleistung brauchen ist das iO. Wenn es ihnen Freude bereitet in größten Auflösungen feinste Details zu erkennen ist das iO. Wenn geringe Schärfentiefe oberste Priorität für sie hat ist das iO. Für mich hat die Leichtigkeit des Systems wesentliche Priorität.

Bilder von mir gibt es bei 500px und Instagram zu sehen.


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