Aufstände in London

Fühlt man sich glatt in die Französische Revolution zurückversetzt…

Verbarrikadierte Läden, geplünderte Geschäfte, brennende Häuser und Autos, in einer Tour das Martinshorn im Ohr, Angst in den Gesichtern und fast mehr Polizisten in der Stadt als Zivilisten..
Und neben alle dem versucht man doch immer noch, den Alltag wie gewohnt weiterzuführen. Bis die Shops nachmittags aus Sicherheitsgründen die Türen schlossen, kaufte man fleißig ein, ging ganz normal zur Arbeit – ich habe es selbst mitgemacht, im Verlag, in dem ich arbeite, liefen heute die letzten Druckvorbereitungen für unser nächstes Magazin und die Aufstände spielten überhaupt keine Rolle – erst wenn man auf die Straße raus geht, merkt man, dass irgendwie alles ganz anders ist als sonst.
Heute, am ersten Tag, an dem man tagsüber im Stadtzentrum tatsächlich „was mitgekriegt hat“, kommen viele Kleinigkeiten zusammen: Heute Morgen stockte der U-Bahn-Verkehr ungewöhnlich oft und jeder trudelte zu spät am Arbeitsplatz ein, in der Mittagspause wurden plötzlich die ersten Geschäfte dichtgemacht, jeder raste wie gestochen durch die Straßen, um noch letzte Besorgungen zu machen und am Nachmittag schließlich wirkte alles ein wenig wie Evakuierung Londons, Hunderte rasten überall in die U-Bahn, um nach Hause zu kommen, kein Laden mehr geöffnet, jeder Pub geschlossen und in jeder Hand der „London Evening Standard“ mit den neuesten Entwicklungen.

Heute Nacht nun sollen 16000 Polizisten in London unterwegs sein und auf Biegen und Brechen versuchen, die Stadt wieder unter Kontrolle zu kriegen und zu beruhigen. Premier David Cameron selbst sagte, dass jeder, der offenbar alt genug ist, um kriminell zu sein, nun auch alt genug ist, um dafür zu büßen und „die volle Kraft des Rechts zu spüren“. Dabei ist allerdings auch von offizieller Seite bestätigt worden, dass es keinen Plan B mehr gibt – sollten die Bullen die Sache heute Nacht nicht kippen, sieht es extrem schlecht aus.

Der Bürgermeister Londons, Boris Johnson, der gestern noch darauf bestand, auf einer Reise in Kanada zu bleiben, versucht nun selbst, die Situation zu entschärfen. Dafür reist er in die Konfliktviertel Londons und sucht den Dialog – was allerdings mehr oder weniger zwecklos scheint..
Johnson hofft, dass nächstes Jahr, wenn die Olympischen Spiele in London stattfinden, alles „nur noch ein böser Traum sein wird“. Ein unsinniges Bild meiner Meinung nach, denn von einem Traum stirbt man nicht oder wird ins Krankenhaus geliefert, verliert nicht die gesamte Existenz – eigentlich hat ein Traum gar keine Konsequenzen. In diesem Fall jedoch wird alles Konsequenzen haben…


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