Aufräumen, umräumen und entdecken

Aufräumen ist zurzeit angesagt. Das hatte ich schon mehrfach erwähnt. Aufräumen heißt aber nicht automatisch auch wegwerfen. Manche Sachen werden einfach nur umgeräumt. Und wenn man schon so manche Jahre auf dem Buckel hat, kann man beim Aufräumen auch einiges entdecken. Wiederentdecken. Das kann spannend und aufschlussreich sein. So erlebe ich gerade.

Entdeckung beim Aufräumen

Aufraeumen_Entdeckun_REVUE400SE

Die REVUE 400 SE 25 geht mit mir auf Fototour

Beim Aufräumen habe ich eine Kamera entdeckt. Kaum verwunderlich, in meiner Behausung eine Kamera zu entdecken. Aber diese Kamera habe ich irgendwann einmal gekauft, weil sie mir irgendwie gefallen hat, sich in Form und Funktion von meinen anderen Kameras unterscheidet und weil sie gut gepflegt und fast wie neu eine magische Anziehung auf mich ausübte. Kaufen, Freuen, Vergessen, Aufräumen, Wiederentdecken. Fast automatisch springt bei mir das Neugier-Gen an, wenn ich nicht auf den ersten Blick alles über den entdeckten Gegenstand weiß. Meine Wiederentdeckung beim Aufräumen hört auf den Namen REVUE 400 SE 25. Eine Messsucherkamera der 1970er Jahre, nichts von Profiqualität aber in ihrer simplen Funktionsweise faszinierend und mir (bisher) vollkommen unbekannt.

Kleine Kamera mit einigen Geheimnissen

Wenn meine Neugier einmal geweckt wurde, kenne ich kein Halten mehr. Es lässt mir nicht eher die Ruhe, bis ich auch hinter die Kulissen geblickt habe und (fast) alles weiß. So wie bei der kleinen REVUE 400 SE.

Die Marke Revue birgt eigentlich wenige Geheimnisse, weil es die Hausmarke von Foto-Quelle war. Somit kommt man schnell an die ersten Eckdaten der Kamera. 1978 kam das gute Stück auf den Markt und war mindestens 5 Jahre lang im Verkaufsprogramm. Bingo, ´78 war ich schon in der Lehre und mein Traum vom Starfotografen hatte schon die ersten Schrammen und Dellen abbekommen. Kein Wunder, dass ich die kleine REVUE nicht kenne. Damals bewegte ich mich in der Welt der Werbefotografie und alles mit dem ich zu tun hatte war mindestens Mittelformat, zumeist sogar Großformat. Ganz gewiss hatte ich damals nichts mit einer Kleinbild-Knipse mit Zeitvorwahl und Blendenautomatik ohne manuelle Einstellung und ohne Wechselobjektiv am Hut. Für einen Werbefotograf war die REVUE 400 SE zum Kopfschütteln und Abgewöhnen. Indiskutabel. Und jetzt habe ich sie beim Aufräumen in meinem Bestand entdeckt. Das ist schon ein ausreichender Grund für eine Faszination. Aber diese Kamera bietet noch mehr: Geheimnisse.

Angeblich ist nicht klar, wer die Kamera konstruiert und wo sie gebaut wurde. Recherche war angesagt. Also tatsächlich lässt sich über den Konstrukteur nichts in Erfahrung bringen. Die Anforderungen der Kamera kamen aus der Marketing-Abteilung von Foto-Quelle und wurden auf Basis der 1975 vorgestellten Cosina 35 gemacht. Dann war also mit großer Wahrscheinlichkeit der Hersteller gefunden. Cosina. Und mit einiger Sicherheit kann man von einer recht bedeutenden Kamera sprechen, wenn man sich die gebaute Stückzahl ansieht.

Eine unbedeutender Meilenstein der Fotografie

Obwohl die Cosina 35 die Basis der REVUE 400 SE ist, war sie (die Basiskamera) eine unglaublich unspannende Kamera. Aber sie wurde ein großer Verkaufserfolg. Wie es zu diesem Verkaufserfolg zustande kam, ist eine sehr interessante Geschichte. Und genau diese Geschichte ist es auch, die dann die REVUE 400 SE 25 so interessant macht. Wenden wir uns also zuerst der Cosina 35 zu.

Ausgestattet mit einem vierlinsigen Objektiv mit 38mm Brennweite und einer Lichtstärke von f2.8, Belichtungsautomatik von 25 ASA bis 400 ASA und einem einfach Messsuchersystem, wurde alles zusammengesteckt was verhältnismäßig gut und preislich attraktiv war. Das Konzept war einfach und (für Amateure) bestechend und so kam der Absatz quasi ganz von alleine in Gang. Was Cosina aber noch mehr freute: In kurzer Folge wurde diese Kamera dann unter verschiedenen Labels hergestellt und verkauft. Aus der ursprünglichen Cosina 35 wurde die Vivitar 35ES, die Mamiya 135 EE, die Chinon 35EE, GAF Memo ET, Argus Cosina 35, Porst 135 S und die Prinz 35E. Bei diesen Umlabelungen kam es mehr oder minder zu Abwandlungen der ursprünglichen Ausführung. Und ich darf nicht vergessen zu erwähnen, daß die Cosina 35 auch der als Revue 400 S gelabelte Kamera entsprach. Eine Kamera unter vielen Namen. Zu so heftigen Umtrieben kam es in der Geschichte der Fotografie nur bei ganz wenigen Modellen. Aber die einfach Cosina 35 hatte sogar das Zeug für ein ganzes Stück mehr.

Ein Biedermann wird Edelmann

Als ich beim Aufräumen die REVUE 400 SE 25 entdeckt habe, hatte ich noch keine Ahnung wie interessant die Geschichte hinter dem kleinen Ding ist. Nun ja, interessant wurde die Kamera eigentlich erst an dem Zeitpunkt, an dem sich die Marketing-Abteilung von Foto-Quelle der Sache annahm. Welche Durchsetzungskraft (in jede Richtung) die Foto-Quelle-Leute hatten, ist nicht erst seit den 1970er Jahren bekannt. Auch wenn manchmal die Visionen der Foto-Quelle-Leute sehr ins Kraut schossen und so mancher Kamera-Hersteller dadurch in Bedrängnis kam, entwickelte es sich bei der REVUE 400 SE 25 ganz anders. Es scheint so, als hätte damals alles gepasst.

Mitte der 1970er Jahre, kurz nach der Markteinführung der einfachen Revue 400 S machte man sich bei Foto-Quelle in Nürnberg einige Gedanken, wie aus der Biedermann-Knipse ein edles Fotogerät für Jedermann gemacht werden könnte. Dicht an Spitzentechnik heran, aber immer noch ein Fotoapparat für alle Leute … auch (oder ganz besonders) all jene, die keine Ahnung vom Fotografieren hatten. Bei einem Auto währen die Schritte klar gewesen. Da hätte man mehr PS eingehaucht und (die in den ´70er Jahren sehr beliebten) Rallye-Streifen aufgeklebt. Mit einer Kamera gestaltet sich das etwas schwieriger. Teileaustausch statt Tuning war angesagt. Und dafür mussten die Quelle-Leute nicht viel ackern. Sie machten einfach Vorgaben und der Hersteller musste sehen, wie er diese Anforderungen zu einem angemessenen Preis erfüllen konnte. Keine ganz leichte Aufgabe.

Für die REVUE 400 SE wurde wirklich das Beste für den unbedarften Amateur realisiert. So wurde das festeingebaute vierlinsige Objektiv durch einen Sechslinser ersetzt. Leichtes Weitwinkel sollte beibehalten werden und so wurden konstruktionsbedingt aus 38 mm dann 40 mm. Der Hit war die Lichtstärke. Aus den mageren f2.8 wurden satte f1.7, die so manch anderer Kleinbildkamera der damaligen Zeit gut zu Gesicht gestanden hätte. Und weil man sich auch für das „dunkle Sujet“ mit allerlei Möglichkeiten für Momentaufnahmen empfehlen wollte, wurde die ASA-Zahl für die automatische Belichtungsmessung von 400 ASA auf 800 ASA angehoben. Und tatsächlich, der Belichtungsmesser arbeitet sehr exakt auch bei der höchsten einzustellenden Filmempfindlichkeit. Ich habe es getestet. Nicht schlecht für eine einfach zu bedienende Amateur-Kamera.

Als besonderer Gag wurden 4 Blitz-Leitzahlen zur Einstellung angeboten. Leitzahl 7, 14, 28, 56. Damit konnte man praktisch vom einfachsten Standard-Blitz bis zu einem gehobenen Systemblitz alles auf die Kamera draufstecken. Und durch den verbauten Copal-Zentralverschluss kann mit absolut jeder Verschlußgeschwindigkeit zu Werke gegangen werden. So wurden Profi-Features jedem Amateur an die Hand gegeben, auch wenn die Mehrzahl mit solchen Sachen nichts anfangen konnte. Hauptsache Leistung …

Aufräumen bringt manchmal kleine Schätze zum Vorschein

Genau so hätte mich meine Mutter in früher Kindheit ans Aufräumen bringen können 😉 Und wenn jedes Aufräumen so interessante Sachen Zutage fördern würde, könnte ich mich dran gewöhnen. Ist aber nicht und deshalb ist das Ganze jetzt etwas Besonderes.

Ich habe mit der Kamera noch nicht fotografiert, aber werde es jetzt nachholen. Und dann zeige ich Euch Bilder aus ihrem „Bauch“. Gespannt bin ich jetzt schon und da der Herbst eine meiner liebsten Fotojahreszeiten ist, erwarte ich ganz nette Sachen. Und da die Knipse nicht groß ist, passt sie gut in die Tasche meiner Regenjacke. Ist das schon ein Fahrplan für die zu machenden Bilder? Wartet es ab! Ob ich die Revue 400 SE 25 behalte oder verkaufe, weiß ich noch nicht. Schaun wir erst einmal auf die Bilder, dann wird sich alles finden.

Hartnäckig an der Sache dranbleiben

Alle die mich etwas näher kennen, wissen wie hartnäckig ich an einer Sache dran bleiben kann. Sie muss mich nur richtig interessieren. Die Geschichte der Revue 400 SE 25 hat mich besonders interessiert und so habe ich mit allerlei Recherchen eine Menge Puzzle-Teilchen zusammen getragen, die Licht auf die geheimnisvolle Historie der Kamera werfen. So was macht aber auch Spaß! Auch wenn es einmal länger dauert … viele verschiedene Informationswege braucht … und manchmal durch den Zufall beflügelt wird (beim mir war es das Aufräumen *lach*) …

Und was mache ich sonst so? Also, ich bemühe mich immer noch die Folgen (respektive Ursachen) meines Schlaganfalls in den Griff zu bekommen. Gar nicht so einfach. Anfangs dachte ich, das geht alles ruckzuck und einfach. Tja, leider ist es nicht so. Mittlerweile habe ich die Nase gestrichen voll von den Medikamenten, die mir haufenweise verschrieben werden. Es muss auch anderes gehen. Jeden Tag zig verschiedene Pillen zu fressen, bis zu Ende meiner Tage, ist ganz gewiss nicht mein Ding. Deshalb suche ich andere Wege. Hartnäckig. Zur Zeit experimentiere ich mit Tee herum. Ein sehr interessantes Thema. Aber das ist jetzt zu weitläufig, um es in aller Kürze hier noch anzuhängen. Nicht schlimm. Somit haben wir schon ein Gesprächsthema für den nächsten Blog-Post.


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