Auf Kurs.

Auf Kurs.

  Das Rübchen war zwei und ich hatte immer im Ohr, dass Kinderturnen gut sein soll. Wohlgemerkt hat sie sich erst mit eindreiviertel Jahren entschieden, zu laufen - alles, was irgendwie mit Bewegung zu tun hat, stand nicht auf ihrer Prio-Liste. Jetzt dackelte sie durch die Welt, bekuckte sich eingehend die Geräte auf dem Spielplatz, rutschte nur mit mir, kletterte gemächlich ein bisschen, während ich wechselweise den Poppes festhielt oder Mut zusprach. Kinderturnen ist da ja vielleicht ganz hilfreich wegen Übung und Körpergedöns, ne?

Also, über Warteliste (blöde Großstadt) landen wir in einem Kinderturnkurs für 2 bis 3Jährige, in einer miefigen städtischen Turnhalle. Das Kind freut sich ob des Parcours. Besonders die fette Matte findet sie super, kann man ja einfach mal umfallen, was sie dann auch ausdauernd tut. Wir starten mit im Kreis rennen - und wer diesen Rübchenblog kennt, weiss, dass ich automatisch mitrennen muss. Das Kind macht viel, das meiste allerdings nur mit mir an der Hand. Seufz. Ich renne und schwitze in meinem sportuntauglichen Mutti-Jeans-Outfit, die Buchse kneift, es feuchtet unterm Arm. Ich hatte mich mehr auf Banksitzen eingestellt, mit aufmunterndem Zunicken und Winken.

Die Kursleiterin, eine dralle Anfangzwanzigerin, pfeift zum Klettergebilde, das irgendwie kompliziert aussieht. Steil rauf, über eine Bank balancieren irgendwie rutschend wieder runter. Das Rübchen stellt sich mit mir in die Schlange und besieht sich die Lage erstmal. Nimmt konzentriert ein Beinchen hoch zum ersten Schritt und wird von einem feisten Dreijährigen mit Cars-T-Shirt, dessen Mutter sich ausführlich mit Gottweißwem in der Mattengarage unterhält, abgedrängt. Neuer Anlauf. Ihre kleine Stirn sieht sehr ernst gefaltet aus. Und wie immer: ein Schritt nach dem anderen und zwischendurch überlegen. Und kurz meine Rückmeldung abholen. Ja, alles gut, suuuper. Von hinten drängt und schiebt sich die Kindermenge nach. Stau. Unmut.

Die Dralle weist meins an, Püppi träum nicht! Ich so: Ey, Du Schnalle, pass ma auf.

Also, hab ich aber nur gedacht. Man will sich ja  nicht gleich bei der Probestunde rausschießen. Oder rumhelikoptern. Zur zweiten Runde kommen wir fast nicht, weil die Rüpel sich qua Bodycheck vor uns drängen. Mein inneres Auge gaukelt mir kurz ein GIF vor, in dem ich den kleinen blonden blauäugigen Blödi so ganz tomundjerrymäßig am Kragen festhalte und er in der Luft weiterläuft. Sehrsehr dämlich. 

Im weiteren Verlauf der Stunde schubst die Kurspfeife mein Erstgeborenes noch von der Bank, halb versehentlich. Das Rübchen fällt ja wie eine deutsche Eiche. Heul. GIFs anderer Güte, FSK 18, drängen sich mir auf.

Darwinismus findet auch in der Kinderturnstunde statt. 

Das Rübchen ist drei und will tanzen. Ich als Mädchenmutter bin innerlich darauf vorbereitet. H&M-Tütü, ihr wisst schon. In der Nähe ist was frei. Ein Kurs mit Mamas. Ich ziehe mich leger an. Eine ältere Tanzschranze lässt uns wieder im Kreis rennen, wir sollen Tiere nachmachen zu Beginn. Ich schleiche, ducke, hüpfe. Renne rückwärts und seitlich. Die Wade brennt. Das Rübchen geht gemessenen Schrittes neben mir her und besieht sich mein Bemühen um Facon. Mama, was massstu daa? Wir sitzen im Kreis, die Kinder werden einzeln in die Mitte zum Vortanzen gerufen. Vierzehn Augenpaare. WTF?! Rübchen mag nicht, nur mit mir. Ich lächele entschuldigend, animiere zum, ääh, grazilen Hüpfen. Die Schranze ermahnt mich, Hüpfen hätte wir schon, wir sollen uns was anderes einfallen lassen. Ich mache drei hektische Schmetterlingsverrenkungen und wir setzen uns wieder hin. Auf dem Heimweg wird mir von hinten aus dem Kindersitz beschieden, Mama, da geen wia niss mehr hin.

Dann jetzt doch in den Ballettkurs. Ja, ohne Mamas Hand. Rübchen, ich bleib am Rand sitzen und schau dir zu. Ne? Okay.

Wir gehen nach zwanzig Minuten, da das Kind an mir klebt wie gelutschter Lolli in Handtasche. Will doch nicht.

Sie ist vier. Ich dränge sie sanft in den Schwimmkurs. Schwimmen ist essentiell, das muss sein. Wir haben Verstärkung, die Rübchenfreundin aus der Kita ist dabei. Das Kind paddelt glücklich in einem pipiwarmen Krankenhausbecken mit einer lila Schwimmnudel. Fahre für eine halbe Stunde Schwimmen 40 Minuten durch die Stadt, freitags nachmittags, also 40 Minuten einfacher Weg. Also 80 für 30. Seufz. Wir haben allerdings leichte Differenzen, das Kind und ich, was die Zielführung angeht. Meine Vorstellung war, Kursstunden, Kind schwimmt. Kind schwimmt nach sieben Monaten gut. Also mit Nudel. Ohne gar nicht. Also, auch nicht viel anders als vorher. Dafür darf ich sitzen, zunicken und winken.  Die Leiterin und das Kind sind so: *Zeigefingerverschränk. Geht doch. 


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