Auf den Spuren der Sioux

Donnerstag Morgen. Der Tag fängt spät an, beide Kinder schlafen relativ lange. Eigentlich könnte ich total entspannt sein. Eigentlich. Doch eine leichte innere Unruhe, gemischt mit Vorfreude, hat sich in mir breit gemacht.

Heute starten wir das Experiment Musical. Mein Sohn und ich. Nur wir beide. Wir würden heute zum YAKARI-Musical fahren.

Ich freute mich darauf, doch gleichzeitig hatte ich große Zweifel, ob Mr. Wibbel es schaffen würde, so lange Zeit ruhig sitzen zu bleiben. Er selbst freute sich jedoch auch und erzählte immer wieder stolz: „Heute fahren wir zum Yakari-Musical!“

Als Oma dann um kurz vor 12 kam, um auf die kleine Schwester aufpassen, ging es also los. Wir setzten uns ins Auto, um die etwa einstündige Fahrt nach Essen anzutreten. Mein Sohn durfte während der Fahrt einen Film anschauen. Wir fuhren kaum eine halbe Stunde, da musste ich dringend aufs Klo. Und das obwohl ich zuhause noch zwei Mal gegangen bin und extra nicht mehr als meine Tasse Tee beim Frühstück getrunken hatte. So fuhr ich am nächstbesten Rastplatz raus. Doch dort lungerten so komische Typen herum, die mir nicht ganz geheuer waren und ich fuhr dann lieber weiter.

Die nächsten fünf Rastplätze: Hatten alle keine Toilette. Hilfe! Auf dem Navi sah ich dann einen Rasthof kommen. Endlich! Und dann musste ich kurz vorher rausfahren. So kurvte ich etwa 15 Minuten durch Essen, meine Blase zum Bersten voll, auf der Rückbank ein Kind, dass im 30-Sekunden-Takt fragte, ob wir denn gleich da sind.

Schließlich dauerte es dann auch nicht mehr lange, bis wir am Ziel ankamen. Nur den Parkplatz hatte ich irgendwie verpasst, übersehen, keine Ahnung. Ich fand mich plötzlich vor einem IKEA-Parkplatz wieder. Mit Schranke. Keine Chance mehr zum Drehen. Also fuhr ich wohl oder übel drauf. Und dann drehte ich Runde, um Runde, um Runde. IKEA halt. Brechend voll. Ich fuhr daher ins angrenzende Parkhaus. Dort fand ich nach nur drei Runden schließlich einen Platz.

Das Parkhaus war meinem Sohn irgendwie nicht ganz geheuer. Mir auch nicht. Also nix wie weg. Zum Glück war es von dort bis zum Colusseum nicht allzu weit. Doch auch kurze Wege werden mit dem Wildfang an meiner Hand, an einer stark befahrenen Straße, zum Abenteuer. Er war kaum zu bremsen, weil er unbedingt endlich Yakari treffen wollte.

Im Theater angekommen mussten wir jedoch erst einmal unsere Karten abholen. Und mein Sohn bekam auch noch ein Poster und ein kleines Pixi-Buch geschenkt.

So, und jetzt erst mal zum Klo. Die Toiletten sind natürlich ganz oben im Theater. Macht das Sinn? Egal. Trepp auf, Trepp auf, Trepp auf. Dann endlich erlöst. Trepp ab, Trepp ab, Trepp ab und huuuuiiiiii…weg war mein Sohn. Wie immer kaum zu halten, musste er erst einmal alles erkunden. Aber gut, soll er mal rennen. Sitzen muss er schließlich noch lang genug.

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Viele Kinder waren sogar als Indianer verkleidet. Ein Mädchen sogar sehr professionell. „Schau mal Mama, da ist ‚Kleines Blatt‘!“ Sie hatte es ihm angetan. Wie sie uns erzählte, durfte sie später mit auf die Bühne. Sie hatte das gewonnen. Auf jeden Fall war mein Sohn begeistert, von dem „echten“ Indianer-Mädchen und rannte ihr ständig hinterher. Und auf einmal – war er weg. Er sauste so schnell um die Ecke, das er plötzlich aus meinem Sichtfeld verschwand. Ich rannte zwar schnell hinterher, aber er war nirgends zu sehen. Mir wurde heiß und kalt. Weit konnte er doch nicht sein. Ich rief ihn. Nichts. Ich rannte hin und her und rief immer wieder nach ihm. Er war nicht zu sehen. Und jetzt?

Ich ging wieder zurück zu der Treppe, auf der ich vorher saß. Und er rannte munter dort hinauf und hatte mich nicht mal vermisst. Durchatmen. Tief durchatmen.

Ich ging zu ihm und redete mit ihm, dass er nicht einfach wegrennen darf. Obwohl wir das vorher schon besprochen hatten. „Es ist doch alles gut, Mama! Jetzt bin ich ja wieder da!“ Ja, ein Glück.

Dann ertönte endlich der Gong. „Was war das, Mama?“ Gleich würde es losgehen. So gingen wir schließlich in den Saal und suchten unsere Plätze. Von da an war ich etwas entspannter. Es gab nicht mehr so viele Fluchtmöglichkeiten. Wir hatten wirklich gute Plätze und da die Reihe vor uns teilweise frei war, hatten wir sehr gute Sicht.

Neben meinen Sohn setze sich ein Mann, der ebenfalls mit seinem Sohn dort war.  „Wer ist das, Mama?“ Er stellte sich vor. Er heißt Thomas. Mein Sohn quatschte ihn eine Weile zu, dann kam wieder der Gong. Die Türen wurden geschlossen, das Licht ging aus, Musik ertönte.

Ich war aufgeregt. Wie würde der Wildfang das alles auffassen? Er saß da, wie gebannt. Es schien ihm zu gefallen. Ich entspannte mich und genoß die Show.

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Als dann endlich „Kleiner Donner“ zum ersten Mal auf die Bühne kam, strahle mein Sohn so sehr! Er sah so glücklich aus, dass ich das Wasser in den Augen stehen hatte.

Ihr erinnert Euch noch an Thomas? Bei jeder neuen Figur, die auf die Bühne kam, hat er sich schlapp gelacht. So, dass ich mich natürlich auch nicht zusammenreißen konnte. Besonders bei dem Lied „Glück ist bunt“, als zwei Herren als Blumen verkleidet über die Bühne schwoften, gab es kein Halten mehr. Was haben wir gelacht!

Dann durften wir zwischendurch noch alle einen Regentanz machen, was die Kinder total super fanden.

Ein wenig nervig fand ich persönlich den Pelikan „Tiefer Schnabel“. Etwas zu überdreht für meinen Geschmack. Doch das Mädchen zwei Plätze neben mir, hat so sehr gekichert Wegen dieses Vogels, dass es schon wieder süß war.

Gegen Ende des ersten Teils sagte mein Sohn dann: „Ich möchte den Film jetzt nicht mehr gucken!“ Aber dann kam auch schon bald die Pause und er rannte wieder los. Ich dachte schon, dass es sicher schwierig wird, ihn gleich wieder zum reingehen zu bewegen, doch als der Gong wieder ertönte, rannte er freiwillig wieder in den Saal.

Trotzdem war die zweite Hälfte etwas schwierig. Er konnte und wollte nicht mehr sitzen. Ich gab ihm einen Keks nach dem anderen. Doch irgendwann waren die Kekse schließlich leer. Und er sprang vom Stuhl, dessen Sitzfläche donnernd hochklappte, dann wieder rauf, wieder runter… Und schließlich wieder: „Ich möchte den Film nicht mehr gucken!“ Doch dann kam ein Feuer, und das fand er wieder spannend. Und dann war es auch schon fast aus.

Das große Finale mit dem Song „Freunde fürs Leben“ hat mich, wie immer zu nah am Wasser gebaut, zu Tränen gerührt. Am liebsten hätte ich laut mitgesungen.

Schließlich war es vorbei und mein Sohn sagte sofort: „Können wir das nochmal gucken, Mama?“

Es war wirklich schön. Und es hat viel besser geklappt, als ich erwartet hatte. Überhaupt: Ich war erstaunt, wie gut all die Kinder mitgemacht haben. Nur zwei Mal habe ich ein Kind weinen hören. Die meiste Zeit guckten sie alle ganz gespannt auf die Bühne.

Nun war es Zeit für die Heimfahrt. Mein Sohn war natürlich wieder kaum zu bremsen und wollte losrennen. Dennoch blieb er an meiner Hand. Ich war froh, als wir dann aber schließlich wieder im Auto saßen.

Doch aus der Stadt rauszukommen dauerte ewig. Mitten im Berufsverkehr. Als wir endlich auf der Autobahn waren und ich den Stau auf der Gegenfahrbahn stadteinwärts sah, war ich froh, dass wir in die andere Richtung mussten.

Es regnete. Und der Regen wurde immer stärker. Ich fuhr daher ganz gemütlich. Schließlich kamen wir aber auch noch in einen Stau. Mein Sohn saß ganz ruhig hinten und schaute seinen Film. Erstaunlich, wo er doch schon so lange sitzen musste. Letztendlich dauerte die Heimfahrt etwa doppelt so lang, wie die Hinfahrt.

Als wir gegen 18.00 endlich zuhause ankamen, waren wir beide ganz schön müde. Aber auch froh, dass wir einen schönen Tag hatten.

Und ich stelle fest, dass er schon so groß geworden ist und dass man mit ihm inzwischen schon viele Dinge unternehmen kann, an die vor kurzem noch nicht zu denken war. Mein großer Junge!



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