Astrid Lindgren: Die Kinderbuch-Revoluzzerin

Astrid Lindgren hat Kinder zu Helden gemacht. Kein Wunder: Ihr Erwachsenenleben war nicht immer leicht. Ein Blick hinein...

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Sie hat die klassische Kinderliteratur revolutioniert: Astrid Lindgren. Sie macht Schluss mit brutaler Abschreckung und Angstmacherei á la Struwwelpeter oder Max und Moritz. Ihre kindlichen Helden müssen ihre Lausbubenstreiche nicht mit dem Leben bezahlen. Pippi Langstrumpf und Ronja Räubertochter sind zwar genauso frech, aber immer liebenswert, guten Herzens - und den Erwachsenen meistens einen Schritt voraus. Dass Astrid Lindgren in ihren selbstständigen und auf sich gestellten Kinderfiguren ihre eigene innere Einsamkeit verarbeitet, merkt man ihnen kaum an. Ihrem Biografen bleibt es jedoch nicht verborgen - und auch ihre Kriegstagbücher sind vielsagend...

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Astrid Lindgren (Jahrgang 1907) ist keine geborene Schriftstellerin. Als Bauerstochter kann sie von Ruhm und Reichtum träumen. Dafür verlebt sie eine wunderbare Kindheit und Jugend auf dem Land. Vor allem ihre Kinder von Bullerbü sind literarische Kindheitserinnerungen. Ihr Arbeitsleben dreht sich dann allerdings von Anfang an ums Schreiben: Sie lektoriert bei einer Lokalzeitung und drauf und dran, selbst Journalistin zu werden. Dann hat eine Affäre mit dem noch verheirateten Chefredakteur Folgen: Lindgren ist schwanger und das geht gar nicht: Sie muss Hals über Kopf ihre ländliche Heimat verlassen, damit niemand sieht, was ja doch jeder weiß: Dass sie ein uneheliches Kind austrägt. Finanzieren muss sie weitgehend selbst. Sie jobbt als Stenographin und findet mehr als einen Brotberuf. Sie heiratet ihren Büroleiter Sture, der den unehelichen Sohn annimmt und mit Astrid eine Tochter hat. Das Familienglück hält nicht ewig: Sture ist untreu und richtet sich mit der Flache zugrunde. Astrid Lindgren ist allein auf sich gestellt. Sie kennt das schon: Im Krieg hat sie auch alles alleine machen müssen. Dabei hat sie sich nie aufgegeben, sondern immer nach vorne geschaut. Der Krieg offenbart auch erstmals die Genialität der Schriftstellerin Astrid Lindgren. Ihre Kriegstagebücher, die sie nur für sich schreibt, sind bewegende autobiografische Dokumente, die von den täglichen Sorgen, der Verzweiflung und der Hoffnung einer jungen Mutter erzählen. Ihr waches Interesse am Weltgeschehen, ihre immer umsichtigeren Einschätzungen und ihre wachsende innere Distanz zu allen Kriegsparteien zeigen sie ebenso wie der pragmatische Umgang mit Alltagsproblemen als starke und eigenständige Persönlichkeit. Als Hörbuch, gelesen von Eva Matthes, sind die Kriegstagebücher nochmals eindrücklicher.

Astrid Lindgren: Die Kinderbuch-Revoluzzerin

Nach dem Krieg geht alles ganz schnell: Astrid Lindgrens Tochter ist krank und will die Geschichte einer gewissen Pippi Langstrumpf hören. Was als Gute-Laune-Geschichte für das kranke Mädchen beginnt, wächst sich zum dicken Manuskript aus. Aber noch ist der Durchbruch nicht geschafft. Erst nachdem sie mit einer anderen Geschichte einen Schreibwettbewerb gewinnt, bringt sie ihre Pippi bei einem kleinem Verlag unter, der sich damit saniert und gleich groß rauskommt. Lindgren schafft sich bei diesem Verlag ihre eigene Stelle im Lektorat für Kinderbücher. Vormittags schreibt sie zuhause ihre eigenen Geschichten, nachmittags erledigt sie für den Verlag die Korrespondenz rund um die geplanten Neuerscheinungen und abend liest die die eingereichten Manuskripte. So wird sie zur prägenden Figur einer zeitlosen Kinderliteratur, die bis heute Kassenschlager sind. Das liegt daran, dass Astrid Lindgren nicht nicht nur mit einer wunderbaren Fantasie gesegnet ist, sondern auch das richtige Näschen für Trends, Marketing und Vertriebswege hat. All das ist in der gut gemachten Biografie von Jens Andersen aufgeschlüsselt. Andersen erzählt gut - und er erzählt nicht nur Lindgrens Lebensgeschichte. Er bindet ihren persönlichen Werdegang und ihr literarisches Schaffen zusammen. Etwas schade ist, dass schriftstellerische Erfolg auf Kosten des Privatlebens geschildert wird. Denn bis ihrem Durchbruch mit Pippi Langstrumpf liegt der Schwerpunkt der Biografie auf dem dem Menschen Astrid Lindgren, danach fast nur noch auf der öffentlichen Person. Das kann den guten Gesamteindruck aber nicht schmälern. 

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