Asking Alexandria – Don’t Pray For Me

Alex wartet schon seit zwei Stunden auf eine Fahrt. Sie raucht eine Zigarette nach der anderen, während sie an ihrem Taxi gelehnt auf Kunden wartet. Die Nacht ist kühl, aber schön, sodass ihr das Warten weniger ausmacht. Sie braucht allerdings dringend die Kohle und spekuliert auf ein paar Nachtgestalten, die zu besoffen sind, um wegen einer Taxifahrt zu geizen.

Die Spekulation bestätigt sich und als ein Funkspruch sie erreicht, sie solle ein paar Straßen weiter Fahrkunden abholen, um sie in eine benachbarte Stadt zu fahren, macht sie sich direkt auf den Weg.

Sie hält am Straßenrand vor ein paar jungen Männern, von denen sie davon ausgeht, dass sie das Taxi bestellt haben. Die drei Betrunkenen steigen direkt ein, zwei auf die Rücksitze, einer auf den Vordersitz, und reagieren auf sie, wie sie es gewohnt ist.

Eine junge Taxifahrerin bekäme man nicht jeden Tag zu Gesicht und dazu eine so gutaussehende. Wie eine so junge Frau zu so einem Beruf käme; wenn sie sich freizügiger anziehen würde, es ja nur so vor Kunden regnen dürfte. Dabei gibt sich Alex schon immer größte Mühe ihre Weiblichkeit mit Kapuze, Stiefeln und gedeckten Farben zu kaschieren, aber Männer reagieren auf sie, als hätte sie Minirock und einen Ausschnitt bis zum Bauchnabel an. Früher hat sie Abstand von nächtlichen Fahrten aus der Innenstadt gehalten, um eben solchen Kunden aus dem Weg zu gehen, aber aus schon genannten Gründen bringen diese häufig das meiste Geld ein und sie hat sich inzwischen mit sexistischen Kommentaren abgefunden.

Gekonnt weiß sie also solche Sprüche zu ignorieren und fragt höflich ihre Kunden nach dem Ziel der Fahrt. Nach gegebener Auskunft und angestellten Taxameter, fährt sie Richtung Autobahn und stellt schon in den ersten Minuten der Fahrt fest, dass sie es diesmal mit ganz besonders großen Vollidioten zu tun hat. Die Männer belästigen sie mit weiteren Kommentaren zu ihrem Geschlecht und ihren falschgewählten Beruf; dass sie sich an einer Gogostange viel besser machen würde.

Während Alex die Auffahrt zur Autobahn nimmt, fangen die Typen an, darüber zu diskutieren, ob sie wirklich als Tänzerin geeignet wäre, da sich unter ihrem Kapuzenpullover ein Schwabbelbauch und Cellulitearsch verstecken könnten. Mehr als ein Augenrollen kann Alex ihrer Kundschaft nicht entgegnen und bei dem Kommentar ihres direkten Beifahrers, dass man die Debatte nicht zu einem Schluss bringen kann, ohne klare Beweise vorzulegen, sieht Alex in böser Vorahnung zu dem Kunden neben ihr. Seine Hand scheint wie in Zeitlupe Richtung ihres Beins zu gleiten. Alex Augen folgen seiner Bewegung und blicken ihm anschließend in seine Augen. Der Kerl schaut sie begierig an, die Hand auf dem Weg zu ihrem Körper. Für einen kurzen Moment scheint die Situation wie eingefroren.

Nichts bewegt sich. Alles ist starr.

Plötzlich eskaliert die Situation; Alex versucht die Hand ihres Beifahrers abzuwehren. Sie verliert fast die Kontrolle über das Auto, fährt in Schlangenlinien die Autobahn entlang. Wäre es mitten am Tag, hätte sie schon längst ein anderes Auto gerammt; Der Typ auf dem Beifahrersitz bleibt trotz unkontrolliertem Auto hartnäckig und versucht sie anzufassen, ihr den Pullover zu entreißen. Der eine Kerl auf der Rückbank verfällt in Jubelschreie; Der andere Kerl verfällt in Panikschreie.

Alex konzentriert sich, während sie ihren Beifahrer versucht abzuwehren, auf die Straße und bringt das Taxi am Rand der Autobahn zum stehen. Gleichzeitig versucht sie nach einem Pfefferspray zu greifen, welches sich eigentlich in der Autotür befinden sollte, doch als sie es nicht auf Anhieb findet, öffnet sie panisch die Tür; versucht sich aus den Griffen ihres Beifahrers und des Sicherheitsgurts zu lösen. Sie kämpft, schlägt um sich und schafft es letztendlich sich stolpernd aus dem Auto zu winden und rennt sofort los.

»Yeah!«

Während sie die Straße entlang sprintet, hegt sie kurz die Hoffnung, die Typen könnten zu betrunken sein, um ihr zu folgen, doch als sie ihren Blick kurz hinter sich richtet, muss sie feststellen, dass zwei der drei Kerle ihre rennend folgen, während der andere lauthals dazu verdonnert wird, am Auto zu warten.

»Go!«

Daraufhin ändert sie sofort ihre Richtung von der Straße zu dem Wald rechts von ihr. Sie hofft darauf, sie abwimmeln zu können und quält sich rennend den Hügel hinauf zu den Bäumen. Sie rennt so schnell sie kann durch den Wald, bis sie glaubt, die Kerle seien nicht mehr hinter ihr. Alex verlangsamt ihren Schritt, um zu Atem zu kommen und um einen Überblick über die Gegend zu erhaschen. Sie schaut sich desorientiert um, überlegt was sie tun soll und versucht gleichzeitig ihre Verfolger ausfindig zu machen.

»You’re fucking crazy if you think that I’ll ever change
I am I, I am me, I’ll never change my ways
I’m a monster and that’s how I’ll stay
Condemned to predetermined damnation for eternity
Damnation for eternity«

Sie entdeckt die Typen, wie sie sie suchen und dafür die falsche Richtung einschlagen. Sie scheinen etwas zu hören, was sie auf eine falsche Fährte lockt. Eine Mischung aus Erleichterung und Verzweiflung lassen sie an einem Baum zu Boden sinken.

»I don’t want you to cry, I don’t even want you to care
Don’t you dare pray for me, no
These things I bury inside to keep away from the light
Don’t you dare pray for me«

Alex kann ihre Tränen nicht zurück halten. Sie weiß nicht was sie tun soll. Sie ist zu weit außerhalb der Stadt, um ohne Weiteres zurück laufen zu können. In der Gegend befindet sich keine Menschenseele, die sie um Hilfe bitten könnte. Zum Auto zurück kann sie auch nicht, da die betrunkenen Arschlöcher nicht benebelt genug sind, ihr diesen Ausweg als Möglichkeit zu lassen.

Eine Stimme in ihr sagt, dass sie nicht aufgeben darf. Das sie einen Weg aus der Situation finden wird, dazu nur aufstehen muss. Sie rappelt sich wieder auf, um nicht als Zielscheibe am Baum hängen zu bleiben. Es ist, als würde sie eine unsichtbare Hand hoch ziehen und sie dazu antreiben weiter zu gehen. Alex wandert also vorsichtigen Schrittes weiter durch den Wald.

»I’ve been so far gone for so long and I can’t keep my head up out the bottle
Holy fuck, why do I bother? I’m never gonna get any better
I’ve waited so long to declare ›I don’t give a fuck if I die today‹
Holy shit, I’ve lost my mind, reality is starting to unwind«

Sie irrt durch die Gegend und plötzlich scheint es ihr, als würde sie ein Zeichen bekommen. Sie weiß nicht, was es ist, aber etwas zieht sie in eine bestimmte Richtung und ihr wird auch schnell bewusst, wieso. Vor ihr befindet sich eine Hütte, in der sie auf Hilfe hoffen kann. Sie rennt zur Eingangstür, klopft, ruft wie verrückt und schreit nach Hilfe. Niemand reagiert und sie schaut durch das nebenliegende Fenster. Sie meint in der Dunkelheit eine Gestalt zu erkennen, doch diese rührt sich nicht. Sie hämmert wie wild gegen das Fenster, schreit dass sie in Gefahr sei, dass die Person sie rein lassen soll. Die Gestalt reagiert nicht, doch durch den Lärm, den sie verursacht, hat sie ihre Verfolger wieder auf sich aufmerksam gemacht.

Alex fängt wieder an zu rennen und da sie auf die Richtung durch ihre Verfolger keinen großen Einfluss hat, zieht sie es wieder zurück zur Straße, wo sie ihr Taxi entdeckt.

»Don’t pray for me«

Noch im Wald werden die sie verfolgenden Kerle, wie durch eine unsichtbare Hand, aufgehalten. Der eine stolpert beim Rennen und fällt den zur Straße führenden Hang hinunter und der zweite Typ lässt sich davon ablenken.
Noch im Davonlaufen peilt Alex ihr Taxi an, da sie in diesem Moment keine andere Wahl zu haben scheint. Der dritte ihrer Fahrkunden, der am Taxi wartet, bemerkt sie im ersten Moment nicht.

»I don’t want you to cry, I don’t even want you to care
Don’t you dare pray for me, no
These things I bury inside to keep away from the light
Don’t you dare pray for me
I don’t want you to cry, I don’t even want you to care
Don’t you dare pray for me, no
These things I bury inside to keep away from the light
Don’t you dare pray for me
Don’t you dare«

Sie hat ausschließlich die Fahrertür im Visier, die von ihrer Flucht noch offensteht. Sie sprintet zur Tür, doch ihre lauten Schritte lassen den wartenden Kerl aufmerksam werden, der bis zu diesem Zeitpunkt an der Haube lehnte. Er schafft es rechtzeitig sich Alex in den Weg zu stellen und versucht sie davon abzuhalten, ins Taxi zu steigen. Sie wehrt sich mit Händen und Füßen und erneut fällt ihr das Pfefferspray im Fach der Fahrertür ein.

Angestrengt versucht sie nach dem Spray zu greifen und während sie sich von ihrem Angreifer versucht los zu reißen, erwischt sie das Pfefferspray und kann ihn kurzzeitig außer Gefecht setzen. Sie hört schon die anderen Beiden hinter sich, wie sie sich dem Auto nähern. Alle schreien, wollen sie aufhalten, doch sie schafft es, sich auf den Fahrersitz zu setzen und mit einem Tritt gegen den Kopf des sich windenden Kerls mit den tränenden Augen die Fahrertür zu zuschlagen. Sie startet den Motor und schafft es knapp los zu fahren, bevor die Kerle sie aufhalten können.

Während sie sich von den betrunkenen Wichsern entfernt, widmet sie ihnen einen letzten Blick durch den Rückspiegel. Zum ersten Mal seit einer Stunde hat sie das Gefühl einen Atemzug zu tun.


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