Deine fordernde Art ärgert mich schon ziemlich oft. Als wärst Du echt der Chef hier in der Wohnung.
Ich bin noch gar nicht ganz zur Wohnungstür herein, da höre ich schon Deinen aufdringlichen Ruf und die darin enthaltende Mitteilung, dass Du Hunger hast. Meist stimmt das noch nicht einmal. Aber anstatt mich liebevoll und voller Freude zu begrüßen, hast Du Dir angewöhnt, mich mit lautem Protest zu empfangen.
Durchaus möglich, dass Dein Tag doof verlaufen ist. Aber jeder Tag? Kann es wirklich sein, dass Deine Beschwerden stimmen? Dass der Hund Dich geärgert und Deine kleine Schwester wieder einmal nicht auf Dich gehört, sondern über die Stränge geschlagen ist? Na und? Sie spielt halt lieber als Du. Du bist halt der Ruhigere von Euch Beiden und Sie die Lebhaftere. So ist das nun mal im Leben. Es sind nicht Alle gleich. Wäre ja auch langweilig.
Was mich noch nervt, ist Dein Gepetze. Dabei bekomme ich doch sowieso raus, wer wieder welchen Blödsinn angestellt hat. Dein anklagender Seitenblick auf die Anwesenden ist dabei total unnötig.
Ach ja…
Schon nicht so einfach mit Dir…
Und doch…
Wie sehr ich es doch liebe, dass Du Dich sofort an mich kuschelst, wenn Du bemerkst, dass die Chance besteht, dass ich mich für eine Auszeit auf das Sofa lege. Oder mein Gedankenkarussell wieder einmal Scheibe spielt und Du dann versuchst, Deine Ruhe auf mich zu übertragen.
Wie Du manchmal einfach vergisst, dass Du mittlerweile viel zu schwer für einen spontanen Sprung auf meinen Bauch bist und dann schuldbewußt durch die Gegend schaust. Wie Deine Krallen meine Haut wenn, dann nur aus Versehen berühren. Wie Du Dir schnurrend einen Platz erkämpfst – egal, ob da einer für Dich ist oder nicht…
Ich weiß noch, als wir Deine Schwester und Dich abgeholt haben, fiel unsere Wahl auf Dich, weil Du besonders neugierig und robust warst.
Und heute?
Mein lieber Scholli. Wir sollten beide eine Diät machen. Dringend. Aber Du fängst an 😉
