Anspruchsdenken und Konsumismus

Immer immer weiter, auf der Hühnerleiter 

- Meine Großmutter -

Auch ich vermag nicht zu sagen, ob ein Mindestlohn Arbeitsplätze vernichtet oder nicht. Ich erinnere mich aber noch gut daran daran, dass es irgendwann einmal bei der Frage nach Arbeit und Beruf um so etwas wie Sinnstiftung ging. Gerade Menschen, die sich dem linken politischen Spektrum zuordneten, stellten die Frage nach Einflussnahme, Mitwirkung und Mitgestaltung am Arbeitsplatz.

In Zeiten, in denen die Sinnstiftung aber kaum noch am Arbeitsplatz geschieht, sondern je nach Lebensentwurf auf Fernreisen, beim Computerspiel oder beim Kauf neuer elektronischer Gadgets stellt sich die Frage nach der Qualität der Arbeit wohl nur noch rein ökonomisch. Denn all die Dinge die Spaß bringen kosten Geld. Und wer kein Geld hat ist ausgeschlossen und hat keinen Spaß. Insofern ist nun die SPD mit Frau Nahles an der Spitze zur Spaßpartei geworden. Das Bundestagswahlergebnis gibt ihr Recht. Eine unheilige Dreieinigkeit aus Machtbewusstsein, Anspruchsdenken und Konsumismus. In der deutschen Gesellschaft von heute besteht der Wert der Arbeit also vor allem in der Ermöglichung von Konsum.

Und was auf Ebene des Verbrauchers sinnvoll erscheint, findet sein Entsprechung im Denken der politischen Klasse. OECD-Generalsekretär José Angel Gurría, ein Sozialdemokrat mexikanischer Herkunft, begrüßt die Einführung eines Mindestlohns in Deutschland, denn dieser werde die Wirtschaft ankurbeln.

„Aber die Politik geht damit ein Problem an, das nicht besonders bekannt ist: dass es nämlich ein Lumpenproletariat gibt, einen sehr schlecht ausgebildeten und schlecht bezahlten Teil der Arbeiterschicht. Der lebt und arbeitet unter Bedingungen, die man in einem Land wie Deutschland nicht unbedingt erwarten würde“, betont Gurría.

Die Sorge, dass diese Menschen wegen des Mindestlohns noch schwerer Arbeit finden, teilt Gurría nicht: „Jeden Cent, den diese Menschen mehr verdienen, werden sie ausgeben, um ihre Bedürfnisse zu decken. Das wird den Privatkonsum stärken, die Importe und damit auch die Handelsbilanz ein wenig ausgleichen, die ja Gegenstand einiger Kontroversen ist.“

Wobei sicherlich zu fragen wäre, wie Herr Gurría auf den Gedanken kommt, für niedrigbezahlte deutsche Arbeitnehmer den Begriff des Lumpenproletariats zu verwenden. Nun ja, vielleicht hat er seinen Marx missverstanden. Ich erinnere hier nur daran, dass 1912 der Hygieniker Alfred Grotjahn, Mitglied der SPD und in der Weimarer Republik Mitglied des Reichstags, diese Bevölkerungsschicht als „Bodensatz der Bevölkerung“ und „Bevölkerungskonglomerat aus Vagabunden, Arbeitsscheuen, Hausierbettlern, Prostituierten, Zuhältern, Trunkenbolden und sonstigen Verwahrlosten“ bezeichnete. Wobei natürlich zu fragen wäre, ob ein sich ein dem Konsumismus Verfallener in einem postmodernen Zustand der Verwahrlosung befindet.

Aber zurück zum Sinn des Mindestlohns. Geht es eigentlich noch um den Arbeiter? Wohl kaum. Die Ankurbelung der Wirtschaft steht im Vordergrund. Und auch die Grünen in unserem Nachbarland, noch vor wenigen Jahren Gralshüter der Wachstumskritik, stoßen ins gleiche Horn.

Denn höhere Löhne verhindern nicht nur die Armut, sondern erhöhen den Konsum und damit auch die Steuereinnahmen. Und das wiederum stärkt unsere Wirtschaft!

MEHR KONSUM, MEHR ARBEITSPLÄTZE! Und die Ankurbelung des Konsums durch höhere Haushaltseinkommen schafft im Übrigen satte 12.200 neue Arbeitsplätze, die abermals zu höheren Steuer- und Beitragseinnahmen (von insgesamt etwa € 160 Mio.) führen sowie die Arbeitslosenversicherung im Ausmaß von etwa € 130 Mio. entlasten.

Dann fragt man sich dann schon, wozu die ganzen Emanzipationsanstrengungen eigentlich noch gut sind. Gleichstellung und Gerechtigkeit für Frauen, Schwule und Migranten. So lange es um die Würde dieser Menschen ging, hatte ich ja noch so etwas wie Verständnis. Aber heute ist Frage nach Gleichberechtigung und Gerechtigkeit wohl eher ein Instrument, um den europäischen Laden trotz Konsumsättigung und Fortpflanzungsverweigerung der autochthonen Bevölkerungen am Laufen zu halten. Neulich las ich von einer Umfrage, laut derer sich immer mehr Frauen nach einem Leben als Mutter und Hausfrau sehnen. Vielleicht nicht die schlechteste Alternative, wenn man ansonsten nur als Rädchen in der Maschinerie des Konsums dienen kann.



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