Am seidenen Faden

Kürzlich, eines dunklen Morgens, als ich auf dem Weg zur Arbeit mein Auto am Parkplatz abgestellt hatte, kam ein Mann auf mich zu gestapft. Ob ich ein Abschleppseil hätte, wollte er wissen. Zur Verdeutlichung zeigte er auf seinen im Straßengraben hängenden Lieferwagen.
Leider musste ich verneinen, und das war mir dann richtig peinlich. Ich habe alles Möglich in meinem Auto: ein Kuscheltier aus früheren Zeiten, das auch als Kopfkissen taugt, eine Wolldecke, drei Eiskratzer, zwei Besen (einen kleinen und einen großen), eine überdimensionale Taschenlampe, die kiloschwere Bedienungsanleitung des Autoherstellers, Bücher und Zeitschriften, grundsätzlich ein Flasche Wasser (derzeit gefroren) und - das Wichtigste - eine Extraportion Schokolade (derzeit eisgekühlt) für Notfälle aller Art. Daneben noch Traubenzucker gegen Ermüdungserscheinungen, Kleidung zum Wechseln und eine Taschentücherbox.
Alles nützliche Dinge also. Bloß kein Abschleppseil. Dass ich den Lieferwagen mit meinem, bei Frauen derzeit sehr beliebten Kleinwagen sowieso nicht hätte aus dem Graben ziehen können, sah zwar der Fahrer auch ein. Doch das war nur ein schwacher Trost.
Ehe ich ihm ein Stück Schokolade anbieten konnte, hatte der Mann schon ein Taxi angehalten. Dessen Fahrer hatte ein Abschleppseil, aber leider Gottes keine Zeit. Wann der bedauernswerte Lieferwagenfahrer aus seiner misslichen Lage befreit werden konnte, habe ich nicht mehr mitverfolgt.
Man sagt ja, des Menschen Schicksal hänge oft am seidenen Fasen. Es können aber auch Abschleppseile sein.

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