AfD, FAZ, LMAA

AfD, FAZ, LMAA Kinderarmut gibt es in diesem Lande nicht. Behauptete unlängst einer dieser Kommentatoren der »Frankfurter Allgemeinen«. Die Studie von Bertelsmann sei ein Ausdruck gewollter Fehlinterpretation, argumentierte er. Die Auslegung der Studie sei ein »sozialpolitischer Interessensbegriff«. Denn erhöht haben sich die Zahlen nur unmerklich. Als sei die Kontinuität der Kinderarmut keine Kinderarmut mehr. Der Mann lässt sich allerlei Ausreden einfallen, es ist nicht mal immer besonders schlüssig, was er da absondert. Aber er ist nicht geizig, natürlich sollte man die armen Kinder unterstützen: Indem man in Schul- und Bildungspolitik investiert. Bloß kein Geld an die armen Eltern armer Kinder. Das wäre ja Umverteilung und das kann man bei der FAZ auf keinen Fall wollen.

Wie auch immer, ein Kommentar wie wir ihn in dieser Tageszeitung seit Jahr und Tag finden. Einer, der zwischen den Zeilen sagt: Leute, jede Studie, die uns unser Land madig macht, ist nur ein Produkt des linken Zeitgeistes, linksgrüne Ideologie und sozialistische Agenda.
Die Leser kleisterten unter den Kommentar auch gleich noch ihren Senf. Und nicht wenige sprachen deutlicher aus, was der Kommentator nicht ganz so offen formulieren wollte. Man liest von »politischen Vorfeldorganisationen, die schein-wissenschaftliche Erkenntnisse zur Förderung der linksgrünen Agenda« verbreiteten. Gemeint ist damit die Bertelsmann-Stiftung. Man möchte sich an den Kopf fassen, ausgerechnet Bertelsmann als linken Spin-Doctor zu bewerten. Das können bloß Leute, die überzeugt sind, dass der Sozialismus nicht nur angeklopft hat, sondern dass sie schon mittendrin in einem leben. Die Konservativen sehen nun seit Jahrzehnten zu, wie der Sozialstaat geschliffen wird, wie sozio-ökonomische Partizipation verschwindet und erzählen synchron und widersprüchlich zu dieser Entwicklung, dass wir im linken Zeitgeist lebten. Die Rechten schnappen das auf und delirieren sich dabei eine Realität zusammen, die überhaupt keinen Sinn ergibt. Denn obgleich sie mit der sozialen Frage auf Stimmenfang gehen, so tun, als ob es ihnen um mehr soziale Gerechtigkeit gehe, verwünschen sie »diese linken Beglückungsprogramme«, die endlich aufhören müssten. Gemeint sind damit unter anderem eben auch Transferleistungen und andere soziale Errungenschaften.
Wieso zum Henker stellt in diesem Land eigentlich keiner mal fest, dass dieser rechte New Wave, den wir momentan erleben, zu großen Stücken ein Produkt aus konservativen Schreibstuben ist? Und wieso ist eigentlich noch keinem aufgefallen, dass ein guter Teil der Leitlinie der »Frankfurter Allgemeinen« gewissermaßen auch die Grundlage der AfD ist?
Das was Petry, Gauland oder Höcke von der linken Republik phantasieren, das haben wir doch vorher über Jahre hinweg in Kommentaren bei den Frankfurtern gelesen. Der oben genannte Artikel ist doch nur ein Beispiel von hunderten Texten, die in einem unsäglich langem Zeitraum die Debattenkultur im Lande mitbestimmte. Ständig wehrte sich einer der Kommentatoren darin gegen die Zwänge linker Beglückungsversuche und gegen eine Epoche, in der linksgrünes Gedankengut stets versucht sei, die Menschen zu manipulieren. Armut gab es für diese Schreiber nur unter Linken. Das Thema Ungerechtigkeit ohnehin; »Neiddebatte« verunglimpfte man dieses Sujet. Dass man die Überwachung der Menschen durch Geheimdienste beanstandete, das kam nur, weil es eine linke Weltsicht gäbe, die die Menschen bearbeite und indoktriniere. Final war sogar noch die konservative Kanzlerin linksgewaschen, weil sie angeblich klassische sozialdemokratische Politik betreibe. Stets tat man so, als sei das Konservative, also das klassische Rechte, auf dem Rückzug, müsse sich verteidigen gegen die Angriffe einer Anschauung, die nicht gesund sein konnte für Land und Menschen und ganz speziell für die Wirtschaft.
Natürlich kam dieses Programm einer angeblichen linken Deutungshoheit in allen gesellschaftlichen Nischen nicht nur aus Frankfurt. Die Bildzeitung betrieb das identisch. Aber ich möchte an dieser Stelle um Niveau bitten, weswegen wir von dem eben genannten Blatt nicht mehr sprechen. Die FAZ nimmt ja auch von sich in Anspruch besonders qualitativ hochwertigen Journalismus anzubieten. Selten klafften Anspruch und Wirklichkeit so weit auseinander. Wenn man jetzt sieht, wohin diese Mär führte, nämlich zur Installation einer Partei, die sich aus Leuten zusammensetzt, die dieses Märchen so lange immer und immer wieder gelesen haben, bis sie es glaubten und eine Partei gründeten, dann muss man sagen, da hat die FAZ die Partei bekommen, die sie sich mehr oder weniger immer gewünscht hat.

Zwar beziehen die Frankfurter immer wieder Stellung gegen die AfD, indem sie zum Beispiel versuchte, die Demonstranten gegen TTIP und CETA in die Ecke der rechten Partei zu stellen, nach dem Motto: Wisst ihr überhaupt, in welcher Gesellschaft ihr euch befindet? Aber das braucht nicht ablenken. Die FAZ ist der AfD näher als ihr jetzt lieb ist. Und wie sie da linke Freihandelskritik mit rechtem Isolationismus zusammenlegt, das erinnert an die querfrontlerische Richtungsfreiheit, die man unter AfD-Anhängern derzeit so oft hört, wenn die sagen, dass links und rechts eh Unsinn sei, der nicht mehr gilt. Das passt einfach zusammen. AfD, FAZ, LMAA. Und das alles sicher nicht mit freundlichen Grüßen.

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