Abschiebung 1.0

Ich übertreibe bzw. zitiere mal aus den gängigen Organen: „Kriminelle Ausländer sollen abgeschoben werden!“

Aber was ist mit kriminellen Inländern oder verarmten Bürgern? Die liegen dem Staat bzw. der Stadt doch nur auf der Tasche?

„Weg mit denen!“ lautete so um 1854 die allgemeine Meinung in Baden-Württemberg.

Wie kann es sein, dass eine Stadt Ihre Bürger raus haben will?  Gehen wir mal zurück in der Zeit, aber bleiben in der oben erwähnten Region.

Es herrschte Realteilung, sprich im Erbfall wurde der Hof und die zu bestellende Fläche real unter den Kindern aufgeteilt. Zwei, drei Generationen später hatte das Land, welches man erbte, die Größe einer Briefmarke. Hinzu kamen die schlechten Ernten in den 1840iger Jahren. Das Leben in den Dörfern wurden immer schwieriger und immer mehr Bürger waren auf Hilfe angewiesen. Diese wurde aus der Dorfkasse bereitgestellt, aber irgendwann ist auch diese leer.

Was taten die Leute die nichts zum heizen oder essen hatten? Sie fingen an sich woanders zu „bedienen“. Chroniken der verschiedensten Orte beschrieben es so oder ähnlich: Die Ortsarmen seien „durch Forst- und Feldfrevel für die Umgegend“ zu einer „wahren Plage geworden“.

Nehmen wir doch zum Beispiel mal den Ort Dürrn (heute knapp 1800 Einwohner).  1853 zählte man dort 880 Einwohner, zwei Jahre später nur noch 810. Klingt nicht viel, aber die „fehlenden“ Personen wurden abgeschoben. Im Rathaus fing man irgendwann an zu rechnen. Jedes Jahr musste die Stadt ca. 400 Gulden für die öffentliche Suppenküche aufbringen. Man rechnete mit einem weiteren Anstieg der jährlichen Kosten, da der arme Bevölkerungsteil stetig wuchs. „OK“, dachte die Denker der Stadt, „verfrachten wir die Armen nach Amerika und wir sind die jährlichen Ausgaben für Suppenküche und sonstige teuren Unterstützungen los“.

Gesagt – getan. Der Gemeinderat beschloss ein paar Tausend Gulden aufzunehmen und die Auswanderer mit Kleidung, Schuhen und Koffern auszustatten und natürlich auch die Reisekosten wurden damit beglichen. Damit diese auch nicht nur die Klamotten einsackten, begleitete man diese bis Mannheim wo sie dann einer Auswanderungsagentur zu treuen Händen überlassen wurden.

Einige Namen der Zwangsauswanderer sind ja bekannt. Ich habe mal versucht etwas über den weiteren Lebensweg der ausgewiesenen in den USA zu finden, aber habe so auf die schnelle nichts wirklich passendes gefunden. Es tauchen zwar einige der Namen in den Volkszählungslisten auf, aber die Daten stimmen halt nicht ganz.

Dem Städtchen Dürrn hat die Zwangsmaßnahme nicht geschadet. Man konnte relativ schnell die Schulden zurückzahlen und dank der wachsenden Pforzheimer Schmuckindustrie fanden auch viele der „ärmeren“ Einwohner eine Beschäftigung.

Liebe Grüße aus Hamburg und viel Erfolg bei der Forschung.

Ihre Andrea Bentschneider


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