A Summer’s Tale – wenn das Beste zum Schluss kommt

Etwas verspätet kommt nun der Bericht zu Freitag und Samstag auf dem A Summer’s Tale in Luhmühlen. Warum? Weil ich mir ausgerechnet am letzten Abend eine richtig fiese Erkältung eingefangen habe. Gin tut nur so, als würde er wärmen. Idiot.

Wie dem auch sei. Der Freitag ging mit einem Experiment los. 17 Hippies standen als erstes auf der Bühne und eigentlich hatte mich auch nur der Name gelockt. Diese lustig zusammengewürfelte Band von Alt-68ern konnte mich aber irgendwie nicht für sich gewinnen.
Sympathie war durchaus da – aber es war einfach nicht mein Stil.

Der Wechsel ins Zelt war dagegen ein absoluter Erfolg. Mit rhythmischen Ballaton-Pop, heizte Shantel und das Bucinova Club Orchestra der Mange so richtig ein. Disco Disco – Partisani lag mir auch noch Stunden später in den Ohren und in den Beinen.

Viele haben mir Fat Freddy’s drop mehrfach und eindringlich ans Herz gelegt. Man hörte eindeutig viele Einflüsse schwarzer Musik heraus – der Mix aus Blues-Stomp, HipHop, Roots- und Dub-Reggae, waren nicht meins. Auch wenn die Bühnenoutfits teilweise wirklich crazy waren und sie nach hinten auch beatiger wurden – sie haben sie nicht in mein Herz spielen können.

Funny van Dannen ist der Reinhard Mey des Humorvollen, Makabren und Entlarvenden. Funny sitzt auf der Bühne, mit einer Gitarre und Notenständer und bringt seinen Zuhörern beste deutsche Liedermacher-Kunst dar. Das macht er witzig und ironisch und war somit ein wunderbarer Abschluss im Zelt bevor es wieder zur Hauptbühne ging.

a_summer_tale_2016_Noel Gallagher stand zum Abschluss des Tages mit seinen High Flying Birds auf der Hauptbühne und lieferte. Nicht mehr... und nicht weniger.
Während sein aktuelles Album sich eher wie ein einziger Song mal im
Up- und mal im Downbeat anhört waren es für mich die alten, etwas neu arrangierten Oasis Songs die mir Gänsehaut verschafften, mich an Kassetten in Autoradios, das erste Bier und große Lieben erinnern ließen. Alleine für diese kleine Zeitreise, bin ich ihm sehr dankbar.

Bevor wir zum Samstag übergehen, noch etwas zum Festival im Allgemeinen: Mein großes Lob gilt dem Veranstalter, der sich einige Ratschläge beherzigt und konsequent umgesetzt hat. So war es diesmal möglich, wenn man vier Tage Familiencamping gebucht hat, einen Babysitter kostenlos mitzunehmen. Super Aktion! Da können die Eltern ihr Festival voll und ganz genießen.

Außerdem wurde der Foodcourt verdoppelt. Wo letztes Jahr Vincent Vegan nach dem ersten Tag ausverkauft war passierte sowas dieses Jahr nicht und das, obwohl die Anbieter trotzdem noch guten Umsatz machten.
Hierzu haben -meiner Einschätzung nach- maßgeblich zwei Dinge beigetragen.
Zum einen haben die Gäste verstanden, dass es gutes und leckeres Essen gibt und sie sich kein Essen von zu Hause mitbringen müssen. Zum anderen ist die Qualität einfach bombastisch hoch; hier kam jeder auf seinen Geschmack. Von Folienkartoffeln über israelisches Essen, heißen Waffeln mit geilen Toppings über Pulled Pork-Sandwiches hin zu indischer Cousine war alles dabei.

Preislich befand sich das Angebot in einem gehobenen Mittelfeld. Ein Hauptgericht kostete im Schnitt 7€ - ein Bier 4€. Somit war man ca. mit 25€ am Tag satt – und das auf kulinarisch sehr hohem Niveau! Für mich super – für manchen zu viel.

Der Samstag begann mit Adam Green, der mir mit seinen Hippie-Allüren nach wenigen Minuten ziemlich auf die Nerven ging und mich in Zelt wechseln lies... zu St. Paul and the broken Bones. Liebe Leser, merkt euch diesen Namen! Googelt ihn! Youtubed und spotified ihn! St. Paul and the broken Bones waren mein absolutes Highlight des A Summer’s Tale 2016. Stellt euch Adele in männlich vor... im Versicherungsvertreter-Outfit, die den Blues-Brothers-Soundtrack neu einsingt. Es war unglaublich fesselnd. Eine Bluesstimme wie ein junger Gott gepaart mit Profimusikern der ersten Garde, machten das Konzert zu einem einmaligen Erlebnis.

Wo wir schon bei jungen Göttern sind: kommen wir auch gleich zu Olli Schulz. Bekannt aus Funk und Fernsehen macht der Gute – ach nein... Beste! – auch Musik. Schon vor Funk- und Fernsehen. Olli Schulz bleibt aber auch als Musiker auf der Bühne ein brillanter Entertainer mit witzigen und spitzen Texten. Ein Konzert lohnt sich immer.

Der Samstag neigt sich dem Ende – es kommen noch Amy Macdonald und Parov Stelar, welche beide nicht unbedingt mein Geschmack waren. Amy war wirklich nett anzuhören, aber mehr auch nicht. Zu Parov Stelar hatte ich im Bericht zu den ersten beiden Tagen schon geschrieben, dass wenn man Caravan Palace kennt, er zu einem DJ-Set mit Bläsern verkommt. Daran hat sich leider nichts geändert. Diese Show habe ich schon zigmal gesehen. Sound und Setting hat sich in den letzten 3 Jahren nicht verändert.

a_summers_taleDas Resümee des diesjährigen A Summer’s Tale fällt eindeutig aus. Es ist und bleibt für mich das schönste Festival Deutschlands. Im Gespräch mit einem AST-Erstling brachte dieser es auch recht prägnant auf den Punkt: „Die ersten beide Tage war ich schockiert. Ich dachte, es sei ein absolutes Spießerfestival. Wir wollten auf dem Campingplatz Musik hören und sofort kam ein Ordner und wies uns an die Musik auszustellen. Es gibt hier auch keinen Müll. Gar keinen. Die ersten zwei Tage habe ich das Festival nicht verstanden. Aber als ich das köstliche Essen aß, schöne Musik hörte – hier mitten in der Natur - und vor allem als ich in die vielen glänzenden Augen der Kinder sah, habe ich verstanden, dass dies der Höhepunkt ihrer Kindheit sein wird. Familienfestival – dass muss man wirklich erstmal begreifen.“

Verabschieden möchte ich mit einem Zitat eines Unbekannten, vom letzten Festivaltag, der einfach auf mich zukam: „I just wanna say ‚thank you‘. I came from England, I’m 64 Years old – and this was the greatest Festival I’ve ever been. Thank you so much! I’ll come back next year.“

Danke ‚ A Summer’s Tale‘ – danke für die schöne Zeit.

Tobi

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