A letter to my generation

Gestern stand ich einmal mehr mit einigen Tausend Hamburgern auf dem Gerhard-Hauptmann-Platz, wunderbarerweise direkt vor der Weltbühne des Thalia Theaters, um einer Kundgebung zur Solidarität mit Paris und auch mit den Muslimen in Deutschland zuzuhören.

Ich war mit einer Gruppe Freunden unterwegs, und wir haben einige sehr gute, sehr emotionale, sehr menschliche Reden hören können, die besten meiner Ansicht nach von Mustafa Yoldas, Vorsitzender des Schura Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg e.V. und Dirk Ahrens, Diakonisches Werk Hamburg und Mitglied der Kirchenleitung der Nordkirche. Hat einmal mehr Hoffnung gemacht, aber mich persönlich auch wütend. Wütend, weil man sich plötzlich wieder gezwungen sieht, für Dinge auf die Straße zu gehen, die im Jahr 2015 als so selbstverständlich gelten sollten – Freiheit, Toleranz, Menschlichkeit!

Und mir kam einmal mehr in den Sinn, dass ich es einfach traurig finde, wie wenig sich vor allem meine Generation traut, sich einzumischen. Mehrfach und von verschiedenen Freunden habe ich in den letzten Tagen gehört: „Ja, das ist echt alles so schlimm grad, mit Pegida und so. Aber irgendwie fühle ich mich nicht klug genug, dazu Stellung zu beziehen. Das können andere doch so viel besser.“

Denen möchte ich heute folgendes sagen:
Ihr Lieben,

wir leben in einem ziemlich schönen Land. Es ermöglicht uns sehr viele Freiheiten, Privilegien und ein wirklich gutes Leben, in Sicherheit und Wohlstand. Das sind keine Selbstverständlichkeiten. Dass wir alle tun und sagen dürfen, was wir denken und wollen, das verdanken wir einer funktionierenden Demokratie, einem starken Sozialsystem und den Menschen, die dieses System am Laufen halten. Und wenn diese Dinge plötzlich so infrage gestellt werden durch immer stärker werdende extreme Positionen, egal ob durch Pegida-Idioten oder radikale Terroristen welcher Gesinnung auch immer, dann ist es an der Zeit, sowas wie gesellschaftliche Verantwortung anzunehmen. Dafür muss man nicht studiert haben oder über umfassendes politisches Wissen verfügen. Ihr alle habt Freunde, Familie, Bekannte, Kollegen, die ausländischer Herkunft sind. Ihr genießt die Freiheit, die euch diese Gesellschaft ermöglicht. Es wird Zeit, allerhöchste Zeit, dass wir uns gesammelt hinter diese Menschen stellen, mit ihnen sprechen, Grenzen abbauen, statt noch mehr Zäune zu errichten. Und mir geht es hierbei nicht um islamistische Terroristen, natürlich nicht. Mit Terroristen und Radikalen (sie gehören doch zum selben menschenverachtenden Pflock, die Terroristen und die Pegia-Idioten!), das zeigt die Geschichte, ist ja nun nicht zu diskutieren. Aber die Gegenposition, die muss einfach stärker bleiben. Dem beschissenen Populismus von Pegida muss der Nährboden entzogen werden. Und das geht nur durch Denken, durch Reden, durch Verbinden!

Meine Mutter, eine blonde deutsche Frau, erzählte gestern am Telefon, dass auch auf ihrer Arbeit inzwischen diffuse ausländerfeindliche Dinge gesagt werden. Ihre Antwort, stark und radikal: „Hört mal, ihr redet hier auch von meinen Kindern!“

Auch wenn ich zwar auf dem Papier Moslem bin, herkunftsbedingt sozusagen, verstehe ich mich eher als Agnostiker. Ich habe nie eine religiöse Erziehung genossen und ich möchte mich deshalb hier auch nicht als Sprachrohr für Muslime hinstellen. Aber ich habe einen arabischen Vater, meine arabische Herkunft empfinde ich als starken Teil meines Ich, ebenso wie meinen deutschen Teil, und ich kann es einfach nicht mit ansehen, wenn hier, in diesem schönen, freien Land, plötzlich wieder brauner Scheiß geredet wird, offen, unverblümt und salonfähig.

In diesem Sinne bitte ich euch alle, eure Scheu, euch einzumischen und Stellung zu beziehen, zu überwinden. Denkt mit! Gestaltet diese Gesellschaft mit! Im Namen des Humanismus und der Demokratie, nicht im Namen der paar Tausend Vollidioten in Dresden und anderswo! Es waren knapp 4000 Menschen gestern in Hamburg. Es hätten 40.000 sein müssen!


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