A – Arachnophobie

Hier kommt nun Teil 1 meiner neuen Kategorie A-Z. Wie angekündigt, befasst sich jeder Buchstabe mit einem Bestandteil meines Lebens.

Beginnen wir also mit A, wie Arachnophobie. Diese bezeichnet – rein wissenschaftlich – die panikartige Angst vor Spinnen und Spinnentieren.

Arachnophobiker empfinden nicht einfach nur Ekel, sondern bekommen echte Panik (mit Herzrasen, Atemnot, Schweißausbrüchen, Zittern etc.) beim Anblick dieser Tiere. Rund 10 % der Deutschen sind davon betroffen und ich gehöre dazu.

Seit ich denken kann (vielleicht auch schon vorher, aber das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen), rufen diese achtbeinigen Krabbler bei mir extreme Gefühlsausbrüche hervor. Wahlweise schrie ich panisch nach „Papa“ (Mama war meiner Meinung nach für diese Aufgabe nicht kompetent genug), stand wie versteinert aber heftig zitternd in der Mitte des Zimmers, ohne mich auch nur einen Millimeter bewegen zu können oder rang heftig nach Luft, um nicht ohnmächtig zu werden. Eigentlich sollte ja in bedrohlichen Situationen der Fluchttrieb einsetzen und man würde schnellstmöglich das betroffene Zimmer verlassen. Das aber geht leider nicht, denn dann könnte man ja den Weg der Spinne nicht verfolgen, wüßte also später nicht, wo die zu Hilfe eilende Person diese aufspüren soll.

An dieser Stelle zitiere ich einen sehr treffenden Spruch eines mir leider unbekannten Autoren:

Das einzige, was schlimmer ist als eine Spinne im Zimmer, ist, die Spinne im Zimmer nicht mehr zu finden….

Auch könnte so mancher „normale“ Mensch auf die völlig abwegige Idee kommen, die Spinne einfach mittels eines Glases – oder noch schlimmer unter Einsatz der eigenen Hände – aufzunehmen und rauszusetzen. Es soll Personen geben, die dies tatsächlich praktizieren. Der Umstand, dass ich mich einer Spinne auf höchstens einen Meter nähern kann,  macht ein Entfernen (Gläser mit einer solchen Füllmenge sind mir zumindest nicht bekannt) oder töten (sorry liebe Tierschützer, das ist die einzige akzeptable Lösung für mich) sehr schwierig.

Somit heißt es, Tier im Auge behalten, Hilfe anfordern und unter ständigem Rufen: „Schnell, mach sie weg. Pass auf, dass sie nicht verschwindet. Aaargh, sie hat sich bewegt, lass sie bloß nicht fallen.“ die Aktion im Auge behalten. Mein Mann weiß zwischenzeitlich, dass es mit bloßem Töten auch nicht getan ist. Anschließend muss er mir – zum Beweis, dass er nicht nur so getan hat und das Tierchen entwischt ist – die Überreste im Taschentuch zeigen und das Ganze dann in der Toilette herunterspülen.

Meine Phobie vor achtbeinigen „Mitbewohnern“ hat mich schon in so manch kuriose Situation gebracht. Zu Zeiten meines Single-Lebens habe ich gerne auf die Hilfe (vorwiegend) männlicher Nachbarn zurückgegriffen.

Eine Situation ist mir (wohl aufgrund ihrer, mir aber erst im Nachhinein klar gewordenen, Kuriosität) besonders im Gedächtnis geblieben:

Vor vielen Jahren (lange vor der Einführung moderner Kommunikationsmedien) kam ich eines Nachts so gegen 4:00 Uhr (zugegeben, etwas angeheitert) nach Hause und sah beim Öffnen der Haustür in der Mitte meines Flurs eine Spinne sitzen. Gegenüber wohnte ein sehr netter junger Mann, der mir beim Einzug jedwede Hilfe angeboten hatte. Dieses Angebot war ich bereit, in diesem Moment schamlos auszunutzen.

Nun wissen wir ja, dass man die Tiere nicht aus den Augen lassen soll, falls sie sich in Bewegung setzen. Glücklicherweise stand neben der Eingangstür noch ein Wischmop von meiner nachmittäglichen Putzorgie. Diesen ergriff ich und drückte damit – natürlich ohne mich umzudrehen – auf seine Klingel (ja, damals war ich noch sehr gelenkig…) Er kam – ziemlich schlaftrunken und in bunten Boxershorts – an die Tür und noch ehe er die Situation voll erfasst hatte, erklärte ich ihm in – mehr oder weniger – zusammenhängenden Sätzen und wie gebannt in meinen hell erleuchteten Flur starrend, dass ich nicht in meine Wohnung könne, weil dort jemand sei. Er schlich zu mir rüber und wisperte, ob es nicht besser wäre, die Polizei zu rufen, man wisse ja nicht, ob es sich wirklich nur um einen Täter handele. Ich entgegnete, es sei definitiv nur einer und auf die Polizei könne ich nicht warten, da er sich bis dahin bestimmt aus dem Staub gemacht hätte. Dabei deutete ich zitternd auf das unbeweglich dasitzende Tier in meinem Flur und presste durch die Lippen: „Töte es!“. Gleichzeitig drückte ich ihm meinen Pumps in die Hand. Der gute Mann war zwar sichtlich irritiert, tat aber wie befohlen und entsorgte das Tierchen anschließend brav in der Toilette. Dann verabschiedete er sich, ermutigte mich, ihn gerne wieder um Hilfe zu bitten und verschwand in seiner Wohnung. Insgesamt zwei Jahre habe ich dort gewohnt und noch einige Male zu allen möglichen Zeiten bei ihm gekling.

Der technische Fortschritt erleichterte mir nicht nur kommunikationstechnisch das Leben, auch spinnentechnisch gesehen, ist es viel leichter, das Handy aus der Hosentasche zu ziehen und schnell Hilfe zu erbitten. Gerade, wenn zwischen Standort und Festnetztelefon oder gar Haustür eine unüberwindbare Hürde mit acht Beinen sitzt.

Sogar ein Konfrontationstraining habe ich absolviert. Ja, das volle Programm.

  1. Anschauen von Bildern und lebenden Achtbeinern unter einem Glas / in einem Terrarium.
  2. Es krabbelt über den Tisch und ich bleibe sitzen (so zumindest das Wunschdenken meines Therapeuten)
  3. Es krabbelt über / auf Deine Hand (das klappte auch nach zehn Anläufen nicht und ich war wirklich jedes Mal bemüht…).

Mein Therapeut und ich haben dann gemeinsam beschlossen, dass es durchaus hoffnungslose Fälle gibt und ich eindeutig dazugehören würde.

Um brenzlige Situationen, in denen sich niemand findet, der sofort tötungsbereit einschreiten kann, zu überwinden, hat mein damaliger Kollege (und guter Freund) mir vor einigen Jahren ein (eigentlich) geniales „Werkzeug“ geschenkt:

Snapy A – Arachnophobie

Super Teil, hat nur leider einen Haken…. Der „Sicherheitsabstand“ von mindestens einem Meter kann nicht eingehalten werden.

Letztes Jahr fand ich dann durch Zufall einen für mich geeigneteren Spinnenfänger bei Amazon:

Der Spidercatcher „zog“ bei uns ein A – Arachnophobie

Und tatsächlich habe ich mit meiner Errungenschaft schon zwei Tierchen erfolgreich (und lebend) beseitigen können. Sogar eine verirrte Libelle konnte ich wohlbehalten wieder in die Freiheit setzen.

Nichts desto Trotz greife ich nach wie vor lieber auf die Hilfe von Mann, Nachbarn oder anderen hilfsbereiten Menschen zurück. Doch immerhin bin ich nun wenigstens für den absoluten Notfall gerüstet.

Übrigens: Das Aufsaugen der Tiere mittels eines herkömmlichen Haushaltsstaubsaugers gehört nicht zu den von mir praktizierten Methoden. Zum einen haben wir einen Dyson (genau, ohne Beutel, den man rausnehmen, zukleben und entsorgen kann) und zum anderen habe ich selbst beobachtet, dass sie wieder herauskrabbeln (meine Freundin hatte bis dahin auf diese Methode geschworen, jetzt hat sie Snapy…).



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