77. Besser gereimt

Neues aus der Provinz:

Sein Markenzeichen sind die Gegengedichte: Schiller, Goethe und Grass greift er mit Worten an und erschafft nach eigenen Aussagen damit ein neues Genre der Lyrik. Der 69-jährige Günter B. Merkel aus Wilhelmsfeld im Odenwald wird als gnadenloser Dichter bezeichnet. „Vor mir hat sich niemand getraut, den bekannten und geachteten Größen der Lyrik zu widersprechen“, sagt Merkel. Seiner Meinung nach hätten viele Dichter schlecht gereimt.

Damit kann man in der Provinz Eindruck schinden. Was die sich trauen! Schiller, Goethe, Grass! SGG-Schmäh heißt die neue Gattung.

Günter B. Merkel will zeigen, wie es wirklich geht. Er legt viel Wert auf einen richtigen Reim. So verurteilt er Heinrich Heine, der in seinem Gedicht „Entartung“ das Wort „singt“ auf „dünkt“ reimte. In Merkels Gegengedicht heißt es: „Dass er zum Beispiel dünkt und singt im gleichen Vers zusammendichtet, was bestenfalls nur ähnlich klingt?“

Aber es geht um höhere Ziele. Merkel ist Sprachwahrer:

Für ihn ist die Sprache das wertvollste Kulturgut: „Wir gehen viel zu schlampig damit um.“ Besonders verwerflich findet Merkel Anglizismen: „Bei mir heißen Kinder noch Kinder und nicht Kids.“ Er sammelte Zeitungsausschnitte, um auf die weite Verbreitung aufmerksam zu machen. Sein „Best of“-Buch hat er bewusst „Glanz-Lichter“ genannt.

Aufgrund seines Engagements für die deutsche Sprache nominierte ihn die Zeitschrift „Deutsche Sprachwelt“ für die Wahl des Deutschen Sprachwahrers 2010. Merkel ist stolz, als doch eher unbekannter Dichter bei der Wahl den dritten Platz belegt zu haben.

/ Wormser Zeitung

Nicht Sprachwahrer sondern: Deutscher Sprachwahrer. Der stolze Einlauf 2010 sah neben dem eher noch unbekannten Dichter solche bekannten Dichter wie Ramsauer, Gauck und Hahne vorn:

Zum „Sprachwahrer des Jahres“ zeichnet heute die DEUTSCHE SPRACHWELT Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer aus. … Mit 25,3 Prozent der Stimmen kam Ramsauer aufgrund seiner „Deutsch-Initiative“ auf den ersten Platz, gefolgt von dem ehemaligen Bürgerrechtler Joachim Gauck (18,2 Prozent). Der ZDF-Moderator Peter Hahne und der Dichter Günter B. Merkel teilen sich mit jeweils 16,7 Prozent den dritten Platz.

Und 2009:

Karl-Theodor zu Guttenberg(Platz 1), Ulrich Wickert (Platz 2),Louis van Gaal (Platz 3)

„Deutsche Sprachwelt“ gibt es auch bei Wikipedia – wahrscheinlich ganz unabhängig:

Die Deutsche Sprachwelt (DSW) ist eine unabhängige, überregionale Zeitschrift für Sprachpflege. Herausgeber ist der Verein für Sprachpflege e. V. (VfS). … Die Deutsche Sprachwelt wird kostenlos abgegeben und finanziert sich vor allem aus Spenden.

Und überhaupt, eine Sprache, die solche Freunde hat, was braucht die Feinde?



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