5 erste und letzte dates.

dass ein erstes date so hoffnungslos romantisch abläuft, wie uns das diverse hollywoodfilme einreden wollen, man den ganzen abend wunderbare unterhaltungen führt, einander halbverliebt in die augen schaut, wahnsinnig viel zusammen lacht und sich danach ganz leidenschaftlich im strömenden regen küsst, ist ja eher selten der fall.

im richtigen leben ist ein erstes date meistens ziemlich scheisse. man ist irgendwie nervös, überfordert, weiss vorher nicht so genau, was man anziehen soll und vielfach gehen einem nach kurzer zeit schon die gesprächsthemen aus. am ende des abends steht man dann völlig verloren dem anderen gegenüber, überlegt, wie man sich jetzt am besten verabschieden soll und stottert dann ein verwirrtes “wir hören uns!” vor sich hin. klar, nicht alle dates enden so grausam. ich habe schon von vielen dates gehört, die mit einem happyend geendet haben, im wahrsten sinne des wortes!

ausserdem finde ich, dass die bezeichnung “date” das treffen automatisch schubladisiert und die erwartungen (hollywood sei dank!) dementsprechend hoch setzt. spontanes kaffeetrinken finde ich viel besser, als ein tagelang im voraus geplantes abendessen.

meine freundinnen und ich machen oft witze darüber, dass ein date erst ein date ist, wenn wir uns vorher bewusst die beine rasieren. das haben wir irgendwie aus der how i met your mother-folge abgeleitet, in der sich robin scherbatsky tagelange nicht rasiert, um nicht zu früh mit dem kerl im bett zu landen.
völliger schwachsinn, denn die meisten kerle registrieren ein paar haare an den beinen gar nicht, und wenn doch, dann ist das mit einem “ich habe morgen einen waxing-termin” und einem charmanten lächeln meistens schnell wieder vom tisch.

ob mit rasierten oder unrasierten beinen – auch ich kann ein lied davon singen, dass nicht alle dates immer ganz nach plan laufen.

hier die 5 schlimmsten, die mir irgendwie in erinnerung geblieben sind:

platz 5.
they see us rollin’, they don’t hatin’

wir einigten uns darauf, dass er mich mit dem auto abholt und wir dann an den see fahren. es war ein warmer sommerabend und eigentlich hatten wir einen guten plan, jedoch machte uns der regen einen strich durch die rechnung.
wir überlegten, was wir stattdessen machen konnten und fuhren erstmal sinnlos in der gegend umher. ich schlug vor, ins kino zu gehen. er hatte jedoch keine lust auf einen film und meinte, dass wir ja bis auf weiteres einfach mal rumfahren könnten. also gut.

wirklich viel hatten wir nicht zu reden, nach kurzer zeit starrte ich nur noch aus dem fenster und spielte mit dem handy. das vermeintliche date endete dann so, dass wir zwei stunden schweigend durch die stadt fuhren, bei mc donald’s kurz einen halt machten und er mich anschliessend zur homeparty einer freundin brachte. ich fragte ihn nicht, ob er mich begleiten will und ein wiedersehen gab es auch nicht.

4. der schnösel. 

damals war mir gar nicht bewusst, dass dieser schnösel einer meiner facebook-freunde war. ich verbrachte den urlaub mit meiner familie am meer und änderte am tag der abreise mein profilbild. er markierte das foto mit “gefällt mir” und schickte mir eine nachricht, in der er fragte, wann ich wieder zu hause sein werde und ob ich dann lust hätte, mit ihm etwas trinken zu gehen. ich erinnerte mich wage daran, dass er der bekannte eines bekannten war und nach langen überlegungen, willigte ich schliesslich ein.

wir trafen uns an einem samstagabend. eigentlich sind mir meine samstage zu wichtig, um sie für ein date zu opfern, aber man kann ja mal eine ausnahme machen.
er begrüsste mich mit den obligatorischen links-rechts-küsschen und machte einen sympathischen eindruck. er war gut gekleidet, sehr gut sogar und abgesehen davon, dass er wie eine ganze parfümerie roch, war er ganz anschaulich.

er führte mich in die teuerste bar der ganzen stadt. wir setzten uns an einen tisch und der kellner brachte uns die getränkekarte. ich entschied mich für einen cocktail mit wenig alkohol und er sich für irgendein teures ausländisches bier und kubanische zigarren. (ich weiss nicht, ob es kubanische waren, jedenfalls waren es zigarren und sie stanken fürchterlich.)

er führte den ganzen abend lang einen monolog. er erzählte, nein, er prahlte von seinen reisen und seinem haus am see, seinen massgeschneiderten schuhen und seinen reichen eltern, die ihm ein überteures privatgymnasium finanzierten.

als unsere gläser leer waren und wir die rechnung verlangten, sagte er:
“nur damit du’s weisst: ich bezahle beim ersten date nur immer meinen teil!”
ich sagte ihm, dass ich kein problem damit hätte und wollte wissen, weshalb denn. er meinte: “ich will sehen, ob du es nur auf mein geld abgesehen hast, oder nicht.”

ich musste mir damals ein lachen verkneifen.
der kellner kam, ich zückte einen hunderter und betonte, dass beides auf mich gehen würde. der schnösel versuchte noch, das irgendwie zu verhindern. vergeblich.

als der kellner mir mein wechselgeld brachte, sagte er: “hier, madame, für SIE!”
er warf dabei einen ziemlich eindeutigen blick auf den schnösel neben mir und diesem war die situation sichtlich unangenehm. ich steckte also mein geld ein und er begleitete mich vorbildlich zur tramhaltestelle. er fragte, ob wir uns wieder sehen würden und ich verneinte.

ich finde es völlig okay, wenn ein kerl beim ersten date nicht alles bezahlt, aber ich fand es nicht okay, wie er mir das mitgeteilt hat.

3. der kiffer.

ich lernte ihn am geburtstag einer freundin kennen und er machte einen sympathischen gesamteindruck. er war zwar nur etwa drei centimeter grösser als ich, aber seine stahlblauen augen machten das wieder wett. wir unterhielten uns lange und er schien recht interessant zu sein. da er früher gehen musste, weil er noch verabredet war, fragte er mich kurzerhand nach meiner nummer.
wir schrieben die ganze woche über immer mal wieder und verabredeten uns für das darauf folgende wochenende. es war winter und draussen arschkalt, also lud er mich zu sich nach hause ein. da meine freundin ihn gut kannte und sie sogar in der nähe wohnte, wusste ich also, dass er mich mit grösster wahrscheinlichkeit nicht vergewaltigen und dann in einzelstücke zerteilt ins gefrierfach legen würde.

er wartete vor dem hauseingang auf mich und da dieses gebäude keinen lift hatte, schleppten wir uns zu fuss bis in den vierten stock.
als er die tür zu seiner wohnung öffnete, kam mir ein vertrauter geruch entgegen.
ich trat ein und befand mich in einer typischen männer-wg. überall hingen poster von halb nackten frauen, einzelne socken weinten leise am boden vor sich hin und, wie kann es auch anders sein, der abwasch schien seit wochen nicht mehr gemacht worden zu sein. gemütlich sieht anders aus.

wir setzten uns ins wohnzimmer. er wusch in der küche kurz zwei gläser ab und stellte sie dann auf den verdächtig sauberen tisch vor mir.
er fragte, wie die party noch so war, wie lange ich blieb und woher ich die gastgeberin kannte. wir führten smalltalk und in einem unangenehmen moment der peinlichen stille, fragte er, ob ich gras rauchen will. ja, wieso nicht.

er holte eine kleine holzkiste hervor, legte das dope und die ganzen utensilien vor sich hin und baute in rekordzeit einen joint. wir rauchten abwechslungsweise und schauten uns einen film an. ich weiss nicht mehr, wie der film heisst oder worum es genau ging, jedenfalls war er so langweilig, dass der typ einschlief. kein wunder, gras macht müde. nach einer weile versuchte ich mich irgendwie bemerkbar zu machen. ich stellte das glas extra laut auf dem glastisch ab, räusperte mich mehrmals und drehte sogar die lautstärke vom fernseher auf. nichts. der typ schien in einen komatösen schlaf gefallen zu sein.

mir blieb also nichts anderes übrig, als ein taxi zu rufen. da ich sowieso nicht vor hatte, bei ihm zu übernachten, kam mir die situation ganz gelegen. es war erst kurz nach mitternacht und der abend somit noch nicht verloren.
ich bemühte mich nicht einmal, die wohnung leise zu verlassen. er hörte ja sowieso nichts. ich fuhr dann ziemlich bekifft in die stadt und traf dort noch eine freundin, der ich bei einem cocktail ausführlich von meinem anti-date berichtete.

2. das rudeltier.

ich weiss nicht mehr genau, wie ich diesen typen eigentlich kennengelernt hatte. ich glaube, er war der freund eines freundes. irgendwie so.

in unserer stadt fand das alljährliche herbstfest statt und er fragte mich, ob ich dort hingehen und mich mit ihm treffen würde. wir vereinbarten ort und zeitpunkt und er fragte noch, ob ich alleine oder in begleitung meiner freundinnen komme. ich sagte ihm, dass ich zwar mit meinen freundinnen dort hin fahre, mich aber nach ankunft von ihnen trenne.

ich begab mich also zum treffpunkt und wartete und wartete. ich warf einen blick auf mein handy und bemerkte, dass ich keinen empfang hatte. das war an so stadtfesten nichts neues, wenn viele menschen an einem ort sind und alle ihr handy benutzen, legt das schonmal die leitungen lahm. ich lief umher und versuchte irgendwie ein kleines signal zu ergattern. als ich endlich eine stelle fand, an der ich soliden empfang hatte, erhielt ich mehrere SMS.

er schrieb mir, dass er auf mich gewartet hätte und dass er dachte, dass ich vielleicht schon weitergelaufen wäre. wie dumm! als ob ich einfach so weiterlaufen würde!
jedenfalls warte er jetzt an einer anderen stelle, direkt neben einem süssigkeiten-stand. ich schaute mich um. alles sah irgendwie gleich aus und süssigkeiten-stände gab es etwa alle zwei meter. ich lief also die strasse entlang und quetschte mich durch die ganzen menschenmassen. ich verfluchte mich innerlich dafür, zugesagt zu haben. sich während eines strassenfestes zu treffen, kann ja nur schief gehen!

nachdem ich am tausendsten süssigkeiten-stand vorbei gekommen war, war ich wirklich kurz davor mich umzudrehen und zu gehen. als ich meine freundin anrufen wollte, entdeckte ich ihn. da stand er nun – mit seinen vier freunden im schlepptau.

na gut, vielleicht sind sie nur hier, um mit ihm zu warten und wir trennen uns nach einer weile, dachte ich. falsch gedacht. sie blieben die ganze zeit über bei uns. da einige von ihnen auf die achterbahnen oder zur schiessbude wollten, mussten wir ständig auf irgendjemanden warten. echt mühsam.

ich wechselte schlussendlich fast kein wort mit dem typen, da er konstant damit beschäftigt war, sein rudel zusammen zu halten. einer seiner freunde bemerkte, dass mich die ganze situation irgendwie anpisste und freundete sich mit mir an.

mit dem kerl traf ich mich danach noch zwei, drei mal aber daraus wurde natürlich nichts. mit seinem freund hingegen habe ich noch bis heute kontakt.

und hier die absolute nummer eins:

das menschliche pflaster.

ich war in meinem letzten ausbildungsjahr und um richtig für die bevorstehenden klausuren lernen zu können, besuchte ich meine grosseltern im süden. tagsüber lernte ich, abends ging ich weg.

als ich an einem tag eine pause einlegte und durch das shoppingcenter schlenderte, betrat ich einen bekannten laden, der schminksachen, parfüms und einfach alles, was ein frauenherz so begehrt, verkaufte. der kerl, den ich dann kennenlernte, arbeitete dort als security-typ. wir hatten ein paar mal blickkontakt, mehr aber auch nicht.

nachdem ich all meinen kram hatte, begab ich mich zur kasse. dort überredete mich die verkäuferin, eine kundenkarte zu eröffnen.
am nächsten tag flatterte eine mail in mein postfach.

“hey. verzeihung, wenn ich störe. ich bin der security-typ aus dem laden X. wir haben uns gestern gesehen. ich habe deine e-mail adresse von dem fragebogen, den du für die kundenkarte ausgefüllt hast. hättest du lust, mit mir kaffetrinken zu gehen? wenn nicht, dann entschuldige bitte und erzähl niemandem, dass ich dich kontaktiert habe, sonst verliere ich meinen job. liebe grüsse…”

ich war echt überrascht und irgendwie auch beeindruckt! er riskierte seinen job, um mit mir in kontakt zu treten! ich antwortete ihm und hinterliess meine nummer. zwei stunden später rief er mich an und wir vereinbarten ein treffen für den morgigen abend. dank facebook hatte ich mittlerweile herausgefunden, dass er ein paar jahre älter war als ich.

wir trafen uns vor dem shoppingcenter, in dem er arbeitete. als erstes fiel mir sein fürchterlicher kleidungsstil auf, der mir im laden (dank seiner uniform) verborgen geblieben war. er trug ein beige-braun-graues hemd – keine ahnung, wie man diesen farbton nennt, eine hose in der gleichen, beschissenen farbe und dazu passende schuhe. er sah aus, wie jake harper aus two and a half men, in der folgein der sein vater ihn für das neue schuljahr einkleidet und ihm pflaster-farbene klamotten kauft.
das kam mir dann auch in den sinn, als er so vor mir stand. er sah aus wie ein menschliches pflaster und ich schämte mich fast ein bisschen für ihn.

wir setzten uns in sein lieblings-caffee und bestellten ein eis. er war sehr freundlich und entschuldigte sich nochmals dafür, mir einfach so geschrieben zu haben.
irgendwie kamen wir auf das thema “studieren” und er erzählte mir, dass er wegen einer operation sein studium abbrechen musste. ich hakte natürlich nach und wollte wissen, was für eine operation er denn gehabt hatte. ohne mit der wimper zu zucken, sagte er: “mir sind ein paar haare am po eingewachsen. die haben sich dann so entzündet und so geeitert, dass da nicht mal mehr antibiotika half. es bildeten sich kleine, schmerzhafte eiterknollen, die chirurgisch entfernt werden mussten.”

WAS?!

ich schätze ehrlichkeit wirklich sehr, aber das war mir dann doch ein bisschen zu ehrlich! hätte er nicht einfach sagen können, dass er sich den blinddarm wegoperiert hat?! sogar ein facelifting hätte ich eher akzeptiert als eingewachsene haare am hintern! manchmal ist es doch besser, einfach zu lügen. wieso musste er SO ins detail gehen, und das beim ersten date?!

ich warf einen traurigen blick auf mein vanilleeis. nachdem er das wort EITER benutzt hatte, war mir die lust auf vanille definitiv vergangen. und auf das date auch.


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