142. Monnaie u. Scandalvermeidung

Kann die Dichtung das Leben bessern? (Facobook-Fund, kannt ich bisher nur als Text)

142. Monnaie u. Scandalvermeidung

Benn an Thea Sternheim am 7. März 1930, einen Tag nach der Sendung: „wollen wir von dem Radioabend bitte nicht weiter sprechen. Verfehlte Sache, blamable Situation. 1) war die Zeit zu kurz für das Thema 2) hatte Herr B., als er 10 Minuten vor Beginn kam, alle Abmachungen verändert, keine Stichworte gebracht, war nicht zu bewegen, bestimmte schärfere Formulierungen zu bringen. Ich wollte fortgehn, blieb aber schliesslich wegen Monnaie u. wegen der Scandalvermeidung. Lohnt ja garnicht. Nächstes Mal besser, aber nicht mehr am Radio, peinliches Milieu!“

Nicht nur der Text, auch die Edition in den Becher- und Benn-Ausgaben wirft interessante Fragen auf.

Obwohl Becher sozusagen der DDR-Staatsdichter zu Ulbrichts Zeiten war, wurde der Text erst nach Bechers Tod und nicht im Osten, sondern im Westen veröffentlicht. In der DDR erschien er offenbar erst in der 18bändigen Werkausgabe im Aufbau-Verlag, Band 15: Publizistik I. 1912-1938. Berlin u.Weimar: Aufbau 1977. Der Text steht in der Nachlese auf S. 593-596 u.d.T. „Rundfunk-Gespräch mit Gottfried Benn“. Aus den Anmerkungen:

Einer „Radio-Vorschau“ der Zeitung „Berlin am Morgen“ vom 1. März 1930 ist zu entnehmen, daß das Gespräch am 6. März 1930 unter dem Titel „Dichtung an sich“ gesendet wurde. Der Text wurde erstmals gedruckt in: Johannes R. Becher, „Lyrik, Prosa, Dokumente“, Wiesbaden 1965. Einige Passagen der Ausführungen Benns entsprechen zum Teil wörtlich seiner Stellungnahme zum Austritt Bechers und Egon Erwin Kischs aus dem Redaktionskomitee der „Neuen Bücherschau“. Der Austritt erfolgte auf eine Rezension Max Hermann-Neißes über „Gottfried Benns Prosa“, in der der „unabhängige und überlegene Weltdichter“ den „literarischen Lieferanten politischer Propagandamaterialien“ gegenübergestellt wurde. (S. 796f)

In der „Literarischen Welt“  6, 1930, Nr. 23 vom 6. Juni 1930 erschien ein Text Benns unter dem Titel „Können Dichter die Welt ändern? Rundfunkdialog“.

Wer die Dialogpartner waren und wann der Dialog gesendet wurde, wurde nicht angegeben. Nach Maßgabe des Erscheinungsdatums der „Literarischen Welt“ ist der Text eine Version des Beitrags von Benn und Johannes R. Becher, der im Rahmen der Berliner „Funkstunde“ gesendet wurde. (…) Benn hat den Dialog in der „Literarischen Welt“ stark verändert wiedergegeben. Übereinstimmungen im Wortlaut zwischen der Bennschen und der Rundfunkfassung gibt es nicht, inhaltliche Parallelen sind aber offensichtlich. (Gottfried Benn, Essays und Reden. In der Fassung der Erstdrucke. Frankfurt/ Main: Fischer 1989, S. 668f)

Von hier gibt es eine kleine Spur zurück zu Facebook, wo kürzlich an anderer Stelle Kleists „Penthesilea“ Gegenstand war. Benn in dem besagten eigenen Text:

… daß vor unseren Augen das Beispiel der nächsten großen deutschen Dichtung nach „Penthesilea“, nämlich „Die kleine Stadt“ von Heinrich Mann, genau so wenig irgendeine Wirkung ausgeübt hat, nicht einmal eine stilistische. Man kann es nicht anders ausdrücken: Kunstwerke sind phänomenal, historisch unwirksam, praktisch folgenlos. Das ist ihre Größe. (a.a.O. S. 99)



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