127. Mann ohne Gedächtnis

Überhaupt ist es dieses Eröffnungskapitel, das mit seinen akribisch recherchierten Details zu den Lebensumständen des Dichters im umkämpften Berlin die Stärken dieser Biografie zeigt. Hof konzentriert sich auf die Erschließung der Fakten und wahrt eine auffällige Distanz zu den meist ideengeschichtlich orientierten oder weltanschaulich aufgeladenen Lebensbeschreibungen, die in der Rezeption bislang dominierten. Freilich bringt dieses nüchtern-positivistische Verfahren nicht nur Erkenntnisgewinne. Unterbelichtet bleiben viele poetologisch-ästhetische Fragen, wenig Neues erfährt man auch über Benns letztlich gescheiterte Anbiederung an die Stallwärme der faschistischen „Volksgemeinschaft“.

Eine fast vollkommene Leerstelle bleibt das Verhältnis zwischen Benn und Brecht, deren Werk viel mehr untergründige Parallelen aufweist – im Habitus der Kälte, im Frauenbild und im hedonistischen Gestus der späten Gedichte –, als Hof in seinen mageren Ausführungen dazu erkennen lässt. Dennoch: Wer künftig den Lebensspuren des „Artistenmetaphysikers“, des „halluzinatorischen Egoisten“ und großen Frauen-Verlassers folgen will, wird ohne Holger Hofs Lebensbeschreibung des „Mannes ohne Gedächtnis“ nicht auskommen. / Michael Braun, Badische Zeitung

Holger Hof: Gottfried Benn – Der Mann ohne Gedächtnis. Eine Biographie. 540 Seiten, Klett-Cotta Verlag, 26,95 Euro.



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