112. Bier-Ode

Der Oberstabsarzt saß gern im Pilsner Urquell: Eine ungedruckte „Bierode“ Gottfried Benns von 1935 zeigt den Dichter in Trinklaune, wenn auch nicht unbedingt in Höchstform. Für die Forschung ist das Dokument trotzdem von Interesse.

Von Alexander Košenina, FAZ 25.9. (mit Text + Faksimile)

– Der Artikel zeigt ein bißchen das Dilemma der deutschen Ästhetik, die vom Sockel nicht lassen will. Daß auch der stärkste Dichter schwächere Momente hat, geschenkt. Aber hierzulande verursachen „Ausrutscher“ unserer Großen regelmäßig Eiertänze. „Bier taugt einfach nicht für Oden“, dekretiert der Autor, als hätte sich mit Brecht (der ein Sonett mit dem Titel „Kuh beim Fressen“ schrieb) nicht einiges geändert und als hätte nicht vor 60 Jahren der chilenische Dichter Pablo Neruda seine „Elementaren Oden“ veröffentlicht, darin eine auf die Zwiebel, eine auf die Seeaalsuppe.  Komisch auch diese Passage:

Es fällt aber doch schwer, diese über siebenundvierzig Zeilen ausgebreitete schwülstige Rede für nichts als Ironie zu halten. Zumindest sprachlich und metaphorisch bebt hier etwas nach, das noch nicht vollständig bewältigt und verarbeitet ist. Der Abgesang des Gedichtes schließt an den harmlos launigen Eingang an und wiederholt einige Braumarken aus Hannover. Zum Schluss heißt es: „von Bier zu Bier / die große Linie der Menschwerdung / Hallelujah, Pröstchen!“ Texte wie dieser, mit einem im gesamten OEuvre Benns nicht wiederkehrenden Vokabular, waren zum Glück nicht für den Druck bestimmt.

[Hoffentlich ist es Ironie! zum Glück nicht für den Druck bestimmt!]



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